So viel Pech die Würzburger Edel-Thrash Kapelle Paradox in den vergangenen Jahrzehnten auch hatten, keine Krise war groß genug um Bandkopf Charly Steinhauer in die Knie zu zwingen. Ende der Achtziger standen Paradox Gewehr bei Fuß, um nach Helloween und Blind Guardian die nächste große Nummer im Sachen Speed Metal zu werden. Ein paar unglückliche Entscheidungen und Grunge legten den Hebel für Paradox dann leider auf OFF. Nichtsdestotrotz genießen die beiden ersten Werke Product of Imagination (1987) und Heresy (1989) in der weltweiten Metalszene Kultstatus und seit der Reunion im Jahr 2000 fährt die Band hohe Bewertungen für ihre Scheiben ein.
Angenehm auffällig ist, dass Charly seinen von Metallica, Exodus, Heathen, Megadeth oder Testament beeinflussten Sound immer mal wieder in benachbarte Spielarten pendeln lässt und sich auch im Speed, Melodic oder Power Metal pudelwohl fühlt. All das vereint sich auch auf dem achten Studioalbum Heresy II. Thematisch knüpft man über 30 Jahre später an das erste Konzeptalbum mit gleichen Namen an. Für den nötigen Drive an den Drums sorgt Schlagzeuger und Paradox Mitbegründer Alex Blaha, der wieder in den Schoß der Band zurückgekehrt ist. Ebenfalls zurück im Team sind Gitarrenhexer Christian Münzner, der 2012 schon einmal zur Band gehört hat und Olly Keller am Bass. Peter Vogt, damals für die inhaltliche Ausarbeitung und Texte des Debüts und der Geschichte rund um die Kreuzzüge der katholischen Kirche gegen die abtrünnigen Katharer im 13. Jahrhundert verantwortlich, ist ebenfalls wieder mit an Bord.
Paradox legen mit Escape From The Burning und Mountains And Caves los wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Die Riffs sitzen, Drum und Bass greifen die Nackenmuskulatur direkt an und Münzners Soli sorgen für die besonderen Akzente. Well done Boys. Wem Metallica zu wenig Thrash und Blind Guardian zu überorchestriert geworden sind, der findet hier eine passende Ersatzbefriedigung. Einzig die 75 Minuten sind nach hinten raus etwas viel Spielzeit, wie ich finde. Mit ein wenig Straffung hätte der Schlag in die Fresse, der Heresy II ohne Zweifel darstellt, noch nachdrücklicher ausfallen können.
Paradox – Heresy II. End Of A Legend // AFM Records // VÖ: 24.09.2020 // > Facebook