Dem neuen Jahr kann man aus verschiedenen Gründen mit gewisser Skepsis begegnen. Was den Punkrock betrifft, könnte es allerdings nicht viel besser losgehen. Erst legt die Baboon Show vor und nun kommt das neue, siebte Album von PASCOW aus Gimpweiler in die Läden. Zwischenzeitlich waren die zaghaften Zeichen aus dem PASCOW Lager ja nicht wirklich euphorisch, was den Fortbestand der Band betraf. Aber das sind glücklicherweise Spekulationen von gestern.
Dank fleißiger Vorbestellungen ist die Erstauflage bereits vor der Veröffentlichung so gut wie fast ausverkauft. Und die Frühbucher*innen werden bei Vinyl und CD mit einen schicken Schuber belohnt. Kam das Vorgängeralbum Jade noch ganz in Schwarz daher, präsentiert sich Sieben in edlem Weiß und verschiedenen Graustufen. Weiterführung findet auch das Coverkonzept, hier mit Porträts junger Menschen zu arbeiten. Dass bei PASCOW jung nicht gleichzusetzen ist mit süß, sollte niemand wundern. „Und dein Vater war gut im Spielen / meiner gut im Abhauen / An manchen Orten lernt man schnell / Idyllen nicht zu trauen“.
Und, kann die Platte auch mehr als gut aussehen? Oh ja, das kann sie! Die Saarländer haben während ihre coronabedingten musikalischen Untätigkeit in sporadischen Interviews dezent angedeutet, dass sie für ihr weiters Tun nicht im alten Sumpf verharren aber auch keine radikalen Sprünge wagen wollen. Man sollte bei der Suche nach dem Besseren nie das Gute zu verlieren. „Zur Hölle mit den Zweifeln / Für das Hier hab ich Halt / Und ich will nicht wissen / Was jetzt richtig ist“.
Eröffnet wir Sieben mit einem kurzen Fugazigedächtnis Basspattern, in welches nach ein paar Sekunden die Gitarren mit ihrem Motiv einsteigen und den Sound unverkennbar in Richtung PASCOW einnorden. Wenn dann auch noch die Drums einsteigen, dann brechen mit einem mal alle Dämme. Was die vier Pascows-Brüder unter der Regie von Kurt Ebenlhäuser in den letzten Monaten aufgenommen haben, hebt die Band auf ein neues Level, weit ab vom Durchschnitt. Durch den wohlüberlegten Einsatz von Punkrockfernen Stil- und Soundelementen sowie das Spiel mit drei verschiedenen Gastsängerinnen verfeinern sich die Songs zu absoluten Punkleckerbissen. „Im Gezeter meistens still / Nicht Welten- auch nicht Szene-Schwätzer“.
Ein kurzer Blick ins Textheft war und ist bei PASCOW nie Zeitverschwendung. Selten war die Band in ihren Lyrics so abstrakt und gleichzeitig so klar und analytisch, dass es einem kalt den Rücken runterläuft, während sich das warme Gefühl vom verstanden sein im Bauch ausbreitet. „Und der Teufel schickt uns einen Kuss / wir haben von alledem gewusst“!
So das Presswerk mitspielt, steht ab dem 17. Februar die nächste Auflage des Albums zur Verfügung. Anfang April spielt die Band im Technikum. „Ich werd, ich werd mit dem gehen / Mit dem gehen, den ich liebe / Leckt mich am Arsch, mit all dem anderen Mist“.
PASCOW – Sieben // Kidnap Music, Rookie Records / Indigo, The Orchard // VÖ: 27.01.2023 // > Homepage