Gehört: Piss River – s/t

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Mit der Bierdose in der Hand und wehender Matte auf dem Snowmobile zum nächsten Örtchen heizend. Genau das richitge Setting für diese Veröffentlichung, denn fast 42 Jahre nach Patti Smiths Hit „Pissing in the River“, den Nick Hornby gar als einen der 31 Songs bezeichnet, die den Soundtrack seines Lebens ausmachen, steht mit „Piss River“ aus Schweden mal wieder eine waschechte Walküre auf der Bühne, bei der das Bier ebenfalls ordentlich zu treiben scheint. Angeführt von Frontfrau und Rockröhre Sofia Nilsson veröffentlichen die  Skandinavier am 27. April über noisolution und the Sign Records nun ihr Debüt. Und siehe da, mal wieder ist das Punk-Mekka Umeå der Ort, an dem alles begann und jenes Punk-Tröpfchen zu Plätschern begann.

Auf 12 Songs vereint Nilsson zusammen mit Björn Bergström (Gitarre), Albin Bilar (Schießbude) und Viktor Boström am Bass eine hochkonzentrierte, aber alles andere als nach Abgestandenem duftende Melange aus allem, was treibt und rockt. Der Genre-Clash, dem Piss River auf ihrem Debüt frönen, reicht dabei von Alternative Rock bis hin zu Pre-Grunge-Ära-Abfahrten und dem ein oder anderen Zitat, welches übereifrige Journalisten schon in die Ecke NWBHM (New Wave of British Heavy Metal) stellen wollen. Und da fängt’s dann doch an zu riechen …

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Sicher ist, dass die vier blonden Bierdosen-Jünger ihre Sporen in den späten 80ern und frühen 90ern verdient haben und kraftvolle Texte, die weniger an Courntey Love und mehr an L7 erinnern über ihr Riffgewitter panzern lassen. Joan Jett nacheifernd, krakehlt also auch Sofia Nilsson manches Porzellan zu Bruch und so ist der Song „Sparks“ natürlich eine glasklare und schweißgetränkte Verneigung vor der großen Donita Sparks selbst. Mit „Police Car“ erinnern wir uns wenig später an den guten alten Larry Wallis. Aber auch sonst lassen Piss River kein Töpfchen aus, um ihre Arschbäckchen darauf zu platzieren, und bedienen sich munter aus der Genre-Kiste von Van Halen bis Voivod.

Aufgenommen von Erik Lindbergh im Ljudkross Studio in Umeå erfindet das offizielle Erstlingswerk von Piss River nichts wirklich neu, liefert aber einen druckvollen und spaßig-rotzigen Beitrag in den mannigfaltigen Katalog der schwedischen Musikszene. Hier dürfen beschwingt die Fäuste das Fliegen lernen, die ein oder andere Liter-Dose FAXE gezwickt und das Tanzbein in Richtung Moshpit bewegt werden. Und wenn alle Stricke reißen, so werden wenigstens Bandname und Alben-Cover für spontane Käufe sorgen.


Gehört: Piss River – s/t // noisolution /The Sign Records // VÖ: 27. April 2018 > Homepage