Laut bundesweiter Kriminalstatistik von 2014 ist die bayerische Hauptstadt die sicherste deutsche Metropole. Und dennoch hat sich Bettina Plecher ein weiteres Mal München samt beschaulicher Provinz als Schauplatz für ihren Regionalkrimi „Isarlauf“ ausgewählt. Das macht Sinn, denn Mord und Totschlag in den sozialen Randgebieten verwegener Großstädte ist ihr Metier nicht. Sie bleibt lieber in ihrer gemütlich-idyllischen Heimatstadt, bewegt sich unter den beruflich Etablierten, die mitten im geordneten öffentlichen Leben stehen.
Genau solch ein Freund – ein seriöser, ruhiger und rational denkender Psychiater – erzählte ihr von seinen „Pilzreisen“ an heimliche Orte im bayerischen Hinterland. Trotz aller Risiken und aus der Überzeugung, dass sich therapeutische Prozesse durch psychoaktive Stoffe beschleunigen lassen. Die Idee für ihren zweiten Kriminalroman nach ihrem Debüt „Giftgrün“ von 2013 war geboren.
Im Mittelpunkt steht jedoch zu Anfang kein Mord durch Magic Mushrooms, sondern Herzversagen – wohl eine Folge von Überanstrengung bei einem Marathonlauf im Olympiapark. Doch das WG- und Hobbydetektiv-Duo Frieda May und Quirin Quast gibt sich nicht mit dem Offensichtlichen zufrieden, hakt nach und findet im Blut des renommierten Psychiaters auch wirklich einen tödlichen Medikamenten-Mix. Als sie im Nachlass des Toten zudem noch auf irritierende Fotos schlafender Frauen stoßen, haben die beiden Blut geleckt und gehen auf Spurensuche. Und wer das Debüt Plechers kennt, weiß: Der gern grantelnde Toxikologe Quast und seine junge WG-Mitbewohnerin, Stationsärztin May, gehen ungern offizielle Wege, sondern bevorzugt unorthodox zu Werk.
Was das alles mit psychoaktiven Pilzen zu tun hat, soll hier nicht verraten werden. Nur so viel: Bettina Plecher interessieren immer beide Seiten einer Medaille. Schein und Sein: Was findet sich unter der Oberfläche, was hinter der Fassade fest im Leben stehender Persönlichkeiten? Dabei dringt sie in ihrem zweiten Werk weiter in die Tiefe vor, zeichnet ihr „Ermittlerteam“ deutlich schärfer.
Fazit: ein gelungener und kompakterer Nachfolger von „Giftgrün“ – unterhaltsam, humorig, durchaus auch spannend. Ein gemütlicher Regionalkrimi mit sehr sympathisch gezeichneten Hobbydetektiven und viel Wiedererkennungswert für Münchner Leser.
Übrigens: Wer Bettina Plecher live erleben will, geht am 10. April zu ihrer Lesung im Rahmen des Krimifestivals München.
Bettina Plecher: „Isarlauf“ // Rowohlt Taschenbuch Verlag // 304 Seiten // ISBN-10: 3499270676 // VÖ: 22. Januar 2016
Lesung „Isarlauf“ // Krimifestival München // 10. April // 18 Uhr // Klinikum Rechts der Isar der TU München, Hörsaal B, Ismaninger Straße 22 // > Tickets