Ritual formierten sich im Jahr 1992 im schwedischen Stockholm. 32 Jahre und eine handvoll LPs und EPs später, besteht das Quartett immer noch aus den vier Freunden Johan Nordgren, Fredrik Lindqvist, Patrik Lundström und Jon Gamble. Im The Ultimate Hard Rock Guide von Garry Sharpe-Young aus dem Jahr 1997 wurde das Quartett als sehr eigenwillige skandinavische Prog-Rock-Band, die sich jeder Beschreibung entzieht und sich nicht so ohne weiteres in eine der genreüblichen Schubladen stecken lässt, beschrieben. Anspruchsvolle Arrangements, tolle Melodiebögen und einige abgefahrenen Soundideen seien Garanten für eine in diesem Bereich nur selten anzutreffende Eigenständigkeit.
17 Jahre nach dem letzten full-length Album treffen die Formulierungen des leider viel zu früh verstorbenen Kollegen Sharpe-Young immer noch wie die sprichwörtliche Faust das Auge. Auf den ersten Blick wirkt The Story of Mr. Bogd (Part 1) tatsächlich wie ein Werk aus dem breiten Fundus des theatralischen Progs der britischen Schule. Was von der Insel her manchmal wie ein verkopft-laues Lüftchen weht, wirkt bei den Schweden wie eine vor Kraft strotzende Mischung aus Folklore-Elementen, Powerrock a la Queen in Kombination mit proggigen Arrangements und Versatzstücken. Gentle Giant, Yes, Jethro Tull, Freddy Mercury zu Innuendo-Zeiten, Ritual präsentieren eine Mischung voll von Experimentierfreude und Verspieltheit.
Als sehr angenehm empfinde ich, dass hier keine unnötig langgestreckten Zehn-und-mehr-Minüter für symphonisch-bombastischen Kleister sorgen und auch auf die Angeberei von sinnbefreiten Gitarrensoli verzichtet wird. Less is more! Statt dessen beweisen die Vier, wieviel Abwechslung auch in 5-Minuten-Songs stecken kann.
Ritual haben sich bereits seit ihrem ersten Album zu einem wesentlichen Teil der Sagenwelt der schwedischen Autorin Tove Jansson verschrieben. Auf dem neuen Werk geht es allerdings nicht um die Fabelwesen aus der Welt der Mumins. Das aktuelle Konzept dreht sich um den fiktiven Mr. Bogd, einen erfolgreichen Geschäftsmann, der nach nicht weniger als nach dem Sinn des Lebens forscht. Da mag es nicht wunderlich erscheinen, wenn die extravagante, vielschichtige, komische, bizarre Musik an manchen Stellen an einen Film aus der Feder von Tim Burton erinnert. Ehrensache, dass die erste Show in Deutschland dann auch im Rahmen einer Charlies Freakshow 1996 in Würzburg über die Bühne ging. Peace, Love and Prog!
Ritual – The Story of Mr. Bogd (Part 1) // Karisma Records / Plastic Head Distribution// VÖ: 16.08.2024 // > Homepage