Mit den Shout out Louds und Friska Viljor präsentiert sich auf dem Dachauer Musiksommer 2014 feinster schwedischer Indie-Pop gleich im Doppelpack. curt hatte bereits zuvor die Gelegenheit, mit Bassist Ted Malmros von den Shout Out Louds zu plauschen.
Die Shout Out Louds bleiben nicht stehen, sie entwickeln sich von Album zu Album stetig weiter, experimentieren, sind für alle Einflüsse offen. Bei ihrem aktuellen Release „Optica“ zog es das Stockholmer Quintett weit in die Ferne. Dieses Mal hat es ihnen das Weltall angetan: „Kometen, Sonnenlicht, Zeit und Apokalypse“ fanden sie überaus faszinierend und inspirierend. Der Sound klingt dementsprechend weitreichender als die Vorgänger, das Album ist gespickter mit zierlichen Arrangements und vielseitigen Klangschichten, jedoch auch kühler und unnahbarer – Synthesizer sei Dank.
Kühl ist auch der dazugehörige Promotiongag, die sogenannte „Eisplatte“: Der erste Track „Blue Ice“ von „Optica“ wurde in einer limitierten Auflage von nur zehn Stück produziert – mit einer gefrorenen Matrix zum Selberbasteln, die tatsächlich auf dem Plattenspieler abgespielt werden kann.
„Das Weltall hat es uns angetan“, erklärt Gründungsmitglied Ted Malmros. „Es ist wahrscheinlich so interessant für uns, weil man so wenig darüber weiß.“ Der Bassist der Band hat generell ein großes Faible fürs Visuelle. Gefragt nach seinem optisch bewegendsten Eindruck, antwortet er nach längerer Überlegung: „Vor ein paar Jahren besuchte ich eine Wetteraustellung im Tate Modern in London und da war dieser unglaubliche Sonnenuntergang in einer der Ausstellungshallen. Er war riesig. Exakt nachgebildet und richtig old school, aber auch so kraftvoll und einfach unvorstellbar.“
Solche und andere Eindrücke verwertet Ted gerne in Musikvideos. So war er für die Regiearbeit eines Großteils aller Band-Videos zuständig, übernahm aber auch die Regie für Videos von Lykke Li sowie Peter Bjorn and Johns „Young Folks“. Dabei, erklärt Ted, sei es definitiv schwieriger mit den eigenen Freunden zu arbeiten. „Es ist problematischer, sie für eine Idee zu begeistern, da sie einem oftmals mit einem ‚Hm, ich weiß nicht …‘ entgegnen und skeptisch sind.“ Für die Visualisierung eines Songs ist seiner Meinung nach auf jeden Fall von Vorteil, wenn man in den Songwriting-Prozess mit einbezogen ist.
So vorbildlich sich die Shout Out Louds als Band präsentieren, so lausig sind die Schweden in organisatorischen Sachen, angefangen bei bandeigenen Feiern und Jubiläen. Eine richtige Fete zum zehnjährigen Bandjubiläum gab es nie, lediglich eine kleine Weihnachtsfeier. „Wir können Jahre damit verbringen, einfach nur ein Abendessen mit der ganzen Band zu organisieren – und am Ende passiert nichts“, sagt Ted.
Da kann auch der inoffizielle Anführer der Band, Adam Olenius, nichts ausrichten. Er wusste aber zumindest von Anfang an, wen er in der Band haben wollte. Der Bassist erzählt lachend: „Es ist gut, dass er die Rolle als Frontmann und Führungsperson übernommen hat, da von uns sonst niemand daran interessiert war.“
Generell scheint die bandinterne Kommunikation sehr gut zu funktionieren, was wohl Teil der schwedischen Mentalität ist. So seien sie stets „diplomatisch“ und „respektvoll innerhalb der Gruppe“. Individualisten können draußen bleiben. Mit dieser Einstellung sind sie gerade im Studio. „Wir möchten dieses Mal mehr Zeit im Proberaum als im Studio verbringen, um alle Songs in unterschiedlichem Gewand vorab betrachten zu können. Die fünfte Platte wird sehr wahrscheinlich auch weniger elektronisch klingen“, sagt Ted. Bezüglich des Erscheinungsdatums hegt er die Hoffnung, dass ihr vorheriger Rekord von drei Jahren zwischen zwei Alben diesmal gebrochen wird. Plötzlich klingen die Shout Out Louds schon viel nahbarer.
Gut, dass wir für euch 3 x 2 Gästelistenplätze bereithalten, damit ihr die Schweden hautnah und für umme erleben könnt. Schreibt uns eine E-Mail an willhaben@curt.de mit Betreff „Shout Out Louds“ und die Glücksfee waltet ihres Amtes.
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Der Beitrag erschien bereits im curt Stadtmagazin München #77 SCHÖNE SCHEISSE:
TEXT: Ines Punessen