Wer ist der strahlende, junge Held mit den übernatürlichen Kräften, der im Besitz eines Zauberschwerts und einer Tarnkappe ist und als unverwundbar gilt? Na klar, das ist die Lichtgestalt Siegfried, der sich in der Neubearbeitung der Sage vom Autorenteam Feridun Zaimoglus und Günter Senkel alles andere als edel und vorbildhaft aufführt.
Machtgier, Verrat, Vergewaltigung und Mord sind bereits in der historischen Vorlage des Heldenepos an der Tagesordnung und bekommen in der Neubearbeitung im Münchner Volkstheater nochmal eine andere Dimension.
Der Protagonist Siegfried ist ein sehr viriler Muskelprotz, sein Gegenstück Brunhild eine blutrünstige Barbarin. Am Hof von Worms wird mit Leidenschaft gelauscht, geklatscht und intrigiert – fernab von Ritterehre und höfischem Benehmen. Wer sich dem anderen anvertraut, ist quasi schon verloren.
Das Autorenteam Zaimoglu/Senkel zeigt in der Neuinszenierung unter der Regie von Christian Stückl eine von Rücksichtslosigkeit und Brutalität gezeichnete Gesellschaft, in der Bauern bestenfalls als Drachenfutter taugen. Jeder will König sein, aber sich nicht um die Geschäfte kümmern. Und Loyalität ist keinen Cent wert und reicht nur so lange, wie sie zum eigenen Vorteil gereicht.
Du sollst in Drachenfett dich baden,
Dass dir kein feindlich Schmach kann schaden,
Und deine Haut für jeden Streit
Wird’ hornumpanzert und gefeit.
„Siegfried“ Uraufführung 27. März // 19.30 Uhr // Münchner Volkstheater/Große Bühne // weitere Termine: 28. März, 2. und 4. April
Von Feridun Zaimoglu/Günter Senkel // Regie: Christian Stückl // Bühne & Kostüme: Stefan Hageneier // Musik: Tom Wörndl