Sophie Hunger Interview curt München

Im Gespräch: Sophie Hunger

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Was gut ist, muss nicht wenig sein. Deshalb kommt Sophie Hunger in diesem Jahr zu einem zweiten Konzert in unsere Stadt. Die kleine Sinnkrise inklusive innerer Emigration ist überwunden. Die Auseinandersetzung mit ihrer Band, welches Mitglied zuerst aufzuessen sei, falls es die Situation erfordere, ist ausgeräumt. Warum die Isarmetropole trotz allem nicht als Ziel für ihren nächsten Umzug infrage kommt und weshalb ausschließlich Eric Cantona als Duettpartner infrage kam, konnte curt im Gespräch erfahren.

Herzlichen Dank, dass du so bald wieder aus dem Ungewissen zurückgekommen bist und diese wunderbare neue Platte mitgebracht hast. Was ist nach der Pause anders als vorher, was hat dich inspiriert und motiviert?
Es war gut, in der Fremde zu sein, alleine. Isolation wirkt bei mir immer positiv, ich fange dann schnell an, mit der Fantasie zu arbeiten und Dinge zu erfinden. So war das dann auch, je länger ich alleine war und an Orten, die ich nicht kannte: Je mehr Ideen kamen mir und je größer wurde das Bedürfnis nach Musik, weil es meine Gesellschaft war.

Bist du wieder „gut“ mit deiner Band und habt ihr euch wieder zum Fressen gerne?
Ja, wir haben es sehr gut zurzeit. Jeder hat seinen Platz, seine Ausstrahlung, seine Stimme und außerdem haben wir einen ähnlichen Humor, auf Tour lachen wir sehr viel und machen Streiche. Es artet dann auch hin und wieder aus, dann müssen wir uns zusammenreißen und uns erinnern, dass wir ja mittlerweile erwachsen sind und uns dann wiederum von diesem Schock erholen.

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Wie wichtig ist für dich der kreative Prozess, dass die die Musik, die einzelnen Stücke in unterschiedlichen Studios an unterschiedlichen Orten aufgenommen werden?
Das weiß ich nicht. Für mich ist es das Beste, wenn ich die Lieder viel spiele, bevor ich aufnehme. Also am besten wäre es, auf Tour zu gehen mit neuen Liedern und die dann am Ende erst aufzunehmen. Leider funktioniert das nicht so. Vielleicht machen wir es einfach trotzdem beim nächsten Mal. Wir reden grad darüber.

Wie würde die Frage lauten auf „Love is the answer“?
Warum hält man dem besten Freund die Haare aus dem Gesicht, während er sich übergibt? LOVE. Warum benutzt man plötzlich Gesten von anderen Leuten? LOVE. Warum erschießt man jemanden im Affekt? LOVE.

Das Raubein Eric Cantona hätten wohl die wenigsten auf einem Sophie-Hunger-Album erwartet. Wie kam es zu dem Duett „La Chanson d’Hélène“?
Eric Cantona hat in einem Interview gesagt, er würde meine Musik am liebsten hören. Anschließend war ich bei einer Aufführung eines Theaterstücks „Le Roi UBU“, wo er – natürlich – den König spielte. Im Anschluss waren wir Fleisch essen, da habe ich auch seine Frau Rachida kennengelernt, die eine Musikerin und Schauspielerin ist. Es gibt also viele Überschneidungen. Bei diesem Stück brauchte ich einen Mann, der autoritär ist ohne Arroganz, der verletzt sein kann, aber die Spannung hält, der Respekt ausstrahlt. Und da fiel mir nur Cantona ein.

Ist das dein Einstieg in die Welt des Fußballs? Für welchen Verein würdest du gerne die Club-Hymne schreiben?
Für die Frauenfußball-Nationalmannschaft vom Iran.

Sepp Blatter, Franz Beckenbauer, Michele Platini – welcher dieser Typen wäre der ideale Manager für Sophie Hunger?
Von den dreien sicher Beckenbauer.

Du liebst es, immer wieder deinen Wohnort zu wechseln. Welche Konstanten brauchst du in deinem Leben?
Konzertserien, den Tourbus, meine Band, meinen Manager Patrick David und natürlich private Personen, über die man nicht in der Öffentlichkeit spricht.

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Wäre München auch ein Ort zum Leben für dich?
Ich glaube nicht. Also ich kenne keine Musiker dort und ich kenne auch kein gutes Tonstudio vor Ort oder sonst etwas, wo ich jetzt andocken könnte. Es müsste einen klaren Auftrag geben, dann ja.

Du lebst schon lange nicht mehr in der Schweiz. Pflegst du den Kontakt zur Schweizer Szene?
Ja klar, ich gehe immer zu Konzerten von Schweizer Künstlern, wenn ich kann. Das sind meine „Compatriotes“. Also ich war z.B. an beiden „Puts Marie“-Abenden in Berlin, die sind super.
Auf meiner Tour wird Evelinn Trouble aus Zürich wieder zu Gast sein. Der junge Sänger Faber wird wieder die Vorband machen. Auf ihn bin ich besonders stolz, er macht sich grad einen Namen in Deutschland. Hinter den Kulissen reißen sich die Agenten bereits um ihn, er kann sich die Plattenfirma auswählen für sein Debüt-Album. Da kommt was auf uns zu.

Außerdem mag ich Anna Aaron sehr, eine Musikerin aus Basel, die auch schon Vorband von uns war, jetzt aber bereits alleine durch Deutschland tourt. Dann gibt’s auch die super Band „JJ & Palin“ oder das Jazz-Quartett Erik Truffaz. Alles meine homies. Die renommierte Jazzhochschule Luzern möchte ich erwähnen, von denen rekrutiere ich fast alle meine Musiker. Die sind alle unfassbar gut. Bewegen sich verwegen zwischen allen Musikgenres, als ob es so etwas wie ein Genre nicht gäbe.

Wie viel Humor und vor allem Ironie braucht man für Auftritte im deutschen Frühstücksfernsehen und beim Bundesvision Song Contest?
So viel wie möglich, aber gepaart mit Höflichkeit.

Auf was dürfen sich die Leute bei dem Konzert in der Alten Kongresshalle besonders freuen?
Auf singende Männer-Chöre, fulminante Instrumental-Solis und die schönste, klügste, bescheidenste Frau des Universums: Sophie Hunger

Da bleibt nichts mehr, als Danke zu sagen – und sich ein Ticket zu sichern!


Sophie Hunger – Supermoon-Tour 2015 // 20. November // 20 Uhr // Alte Kongresshalle (Theresienhöhe 15) // VVK 36 Euro zzgl. Gebühren

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