Turn me on Kino Rezension curt München

Im Kino: Turn Me On & Bad Neighbors

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Lachen erlaubt: Wem der Sinn nach einer neuen Komödie steht, für den haben wir gleich zwei Anregungen, die beide diese Woche im Kino anlaufen. Der erste handelt von einer sexsüchtigen Jugendlichen, die anderen von Erwachsenen, die in der Pubertät stecken geblieben sind. Wir haben uns beide vorab für euch angeschaut.

„Turn Me On“
Tatort Party: Die 15-jährige Alma hat sich mit einem Bier nach draußen verzogen, als plötzlich ihr Schwarm Artur neben ihr steht. Seine Aufmerksamkeit hat sie sich schon länger gewünscht, doch als der seinen Penis aus der Hose holt und damit gegen ihre Hüfte stupst, kommt das dann doch ein wenig unerwartet. Sie mag es selbst kaum glauben, noch weniger ihre Mitschüler. Als Artur auch noch alles abstreitet, ist klar: Alma spinnt, lügt oder beides und bekommt in der nächsten Zeit den vollen Spott der anderen zu spüren. Es ist aber auch schwer zu glauben, nicht einmal als Zuschauer kann man sich sicher sein, was sich da nun wirklich zugetragen hat. Schließlich hat Alma eine sehr ausgeprägte Fantasie, und fast immer dreht es sich darin um Sex. Das ist nicht nur für das Mädchen ein Problem – die norwegische Provinz bietet recht wenige Möglichkeiten, diese Fantasien auszuleben – sondern auch für ihre alleinerziehende Mutter, die plötzlich horrende Rechnungen für eine Sexhotline bezahlen muss.

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Auch wenn im Trailer und auf dem Plakat recht offensiv mit Almas Masturbationsszene geworben wird, ganz so schlüpfrig ist der Film nicht. Anders als etwa „Eis am Stiel“ oder „American Pie“, bei denen derber Humor und lustig-peinliche Szenen im Vordergrund standen, geht es hier nur zum Teil um die komischen Erlebnisse liebestoller Jugendlicher. Gelacht werden darf hier zwar oft genug, gleichzeitig ist „Turn Me On“ aber auch ein klassischer Coming-of-Age-Film: das Entdecken des eigenen Körpers, die Unsicherheit, wenn der Schwarm vor einem steht, die Auseinandersetzungen mit den chronisch verständnislosen Eltern. Aber auch die Hänseleien und kleinen Grausamkeiten an der Schule, wenn man anders ist als die Masse oder es sich mit den falschen Leuten verscherzt hat. Und so ist die norwegische Romanverfilmung eine schöne und unterhaltsame Komödie geworden, die sicher an manchen Stellen zur Überspitzung und Absurdität neigt, aber doch recht authentisch die Besonderheiten einer schwierigen Zeit in unser aller Leben einfängt.
Wertung: 7 von 10

Regie: Jannicke Systad Jacobsen; Darsteller: Helene Bergsholm, Henriette Steenstrup, Malin Bjørhovde, Matias Myren; Kinostart: 8. Mai 2014


„Bad Neighbors“

„Das ist wie bei der Brady Family!“

Für die Nichteingeweihten: Bei den Bradys handelte es sich um eine achtköpfige Patchworkfamilie, die in der 70s-Serie „Drei Mädchen und drei Jungen“ mit neuen typischen Familienproblemen zu kämpfen haben, die sich am Ende der Folge aber jedes Mal in Wohlgefallen auflösten. Klar, dass Mac und Kelly Radner der Vergleich gefällt. Mach die Augen zu, ignorier alles, was schief geht und die Welt ist wieder heil. Dass sie schon vor dem Clubbesuch einschlafen und keinen Sex mehr haben, weil ihnen Töchterlein Stella dabei zuschaut – all das kann man ignorieren. Bei Teddy und Pete ist das schon schwieriger. Die neuen Nachbarn sind nicht nur größer und älter als Stella, als Leiter einer Studentenverbindung sind sie vor allem eins: verdammt laut. Anfangs sieht es so aus, als könnte das leicht spießige Ehepaar und die feierwütigen Jugendlichen sogar gut miteinander auskommen. Als die nächtlichen Partys aber überhandnehmen und Mac aus lauter Verzweiflung die Polizei ruft, ist es vorbei mit der Bruderschaft. Jetzt herrscht Krieg!

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Bei „Bad Neighbors“ bekommt jeder sein Fett ab, von Post-Party-Papas über spät pubertierende Studentenprolls bis hin zu zynischen Unirektoren. Im direkten Vergleich sind die ironischen Kommentare bei der Ü-30-Zielscheibe die witzigeren. Gerade die Versuche von Mac und Kelly, trotz Baby, trotz Haus, trotz Arbeit ihre frühere Coolheit und Spontaneität zu bewahren sind immer wieder ein Grund zum Schmunzeln. Im Gegensatz dazu wollte den Drehbuchschreibern bei den Feierstudenten im Endstadium nicht viel mehr einfallen als Klischees. Das wäre gar nicht so schlimm, würde der Film sich selbst nicht immer wieder damit ausbremsen. Lustige Szenen gibt es mehr als genügend, einige davon leise, andere derb-absurd oder gar sarkastisch. Nur zusammenfügen will sich das nicht so richtig. Amüsant ist die Komödie, einige Ausschnitte werden als YouTube-Videos sicher Furore machen. Aneinandergereiht bleibt aber irgendwie das Gefühl zurück, dass hier am Anfang die Gags standen und die Geschichte erst nachträglich drumherum gestrickt wurde.
Wertung: 6 von 10

Regie: Nicholas Stoller; Darsteller: Seth Rogen, Zac Efron, Rose Byrne, Dave Franco; Kinostart: 8. Mai 2014

TEXT: Oliver Armknecht