Postrock – was sonst würde sich auch hinter so einem Bandnamen verbergen? Das 2011 in Brüssel gegründete Quartett verfolgt musikalisch ein interessantes Konzept.
Die Band beschäftigt sich mit der Neuvertonung von Stummfilmen aus den 20er-Jahren. Auf ihrem zweiten Werk haben sich We Stood Like Kings mit den Bildern des 1926 von Dziga Vertov gedrehten Films The Sixth Part Of The World auseinandergesetzt. Der Film, eine Art Reisedokumentation, stellt die Vielzahl der Sowjetvölker in abgelegenen Gebieten mit ihrer kulturellen und wirtschaftlichen Fülle dar. Zu sehen sind Werktätige in Fabriken, bei der Feldarbeit oder bei der Bestellung von Haus und Hof.
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Die starken visuellen Eindrücke sind die Basis für den fast 75-minütigen Soundtrack, mit dem We Stood Like Kings den Film musikalisch in die Jetztzeit adaptieren. Ausschließlich instrumental schlagen die Belgier einen weiten Bogen von Post-Rock über progressive Komplexität hin zu verschlungenen Melodien und abenteuerlichen Durchmischungen von ausufernd und einfach. Das führende Instrument ist das Piano, von Judith Hoorens gespielt. Steven Van Isterdael setzt mit der Gitarre Akzente. Die Rhythmusgruppe mit Colin Dellaye am Bass und Mathieu Waterkeyn an den Drums sorgen für den Drive und Dynamik.
Das Ganze funktioniert erstaunlich gut, ohne die Originalbilder vor sich zu haben. Der Band gelingt es mühelos, dass der Hörer sein Kopfkino anstellt und sich in den Sound fallen lässt. Richtig rund wird die Sache allerdings dann, wenn die Musik auf den Film trifft und bei Konzerten die Bilder laufen.
We Stood Like Kings – USSR 1926 // Kapitän Platte / Cargo Records // VÖ: 30.10.2015
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