Harry, Charles und Jack, keine Buben mehr, wie noch auf alten Bildern aus der Anfangszeit des britischen Trios. 15 Jahre Bandbestehen krönen die Männer aus London mit einem sechsten Album As I Try Not To Fall Apart, welches vor kurzem erschien. Wer sich einmal der Reihe nach durch die musikalische Historie der Insulaner hört, dürfte bemerken, dass eben dieses im Feburar 2022 erschiene Teil als diversestes Album durchgeht; das Beste der vergangenen Jahre in einem, ein Querschnitt – oder wie der Werbetreibende sagen würde, ein bunter Blumenstrauß an Ideen. Nicht nur Album, sondern auch ein Song wurde mit dem Titel versehen, der nach schwerer Zeit klingt, aber auch danach, dass diese überstanden worden ist.
Harry und seine markante Stimme sind Garant für den hohen Wiedererkennungswert der White Lies. Die musikalische Grundstimmung der Band ist tendenziell eher melancholisch, düster, wie gemacht für regnerische Tage auf dem Sofa. Die Wärme von Harrys Gesang dazu ist eine Wohltat. Trotz hoher Wiedererkennung ist die Vielseitigkeit der Band nennenswert. Beim quer durchhören der sechs Alben schießen mir Depeche Mode, U2, Roxette, Beatsteaks, Editors und Hurts durch den Kopf. Dann Morrissey, St. Lucia, Franz Ferdinand bis hin zu den Foo Fighters. Das mag auch daran liegen, dass White Lies von Album zu Album Genre-Hopping betrieben haben.
Die Longplayer in sich sind – bis auf das neueste Werk – eher homogen.
Während das Debüt To Lose My Life … rockiger, markanter ist, irgendwo zwischen Indierock und Britpop, ist der Nachfolger Ritual düsterer, Synthie-lastiger, waviger. Big TV kam etwas glattgebügelter und weicher um die Ecke, und Friends war dann irgendwie ganz anders. Synth-Pop, der ein oder andere Song hatte beinahe Schlager-ähnliche Anwandlungen. Das fünfte Album Five wiederum kehrte zu den Anfängen zurück, bevor das neue Werk Nummern enthält, die zwischen Funk, 80er-Sounds, groovigen Basslinien und grungigen Gitarren wechseln.
Als mir Breathe im Shuffle-Modus vorgespielt wurde, war ich einen Moment lang sicher, dass der Streamingdienst meines Vertrauens die Band gewechselt hat und zu ähnlichen Künstlern rübengewandert ist. Dann war sie aber wieder da, die Stimme, und es war Harrys.
White Lies liefern konstant catchy und melancholische Songs ab, und auch wenn man weiss was einen sound-technisch erwarten wird, so kann man sich nie ganz sicher sein ob die Briten sich nicht was neues haben einfallen lassen. Zu To Lose My Life habe ich einst noch im Atomic Cafe tanzen können. Jetzt, über zehn Jahre später, auch endlich live im Publikum.
Die Gewinner:innen unserer Kartenverlosung wurden informiert.
White Lies > Homepage // 08.05.22 // Neue Theaterfabrik // Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr //
Tickets an allen bekannten VVK-Stellen zzgl. Gebühren ab 28 Euro