Woyzeck Münchner Volkstheater Rezension curt München

Bis zum 8. Dezember
„Woyzeck“ im Münchner Volkstheater

Der 25-jährige Regisseur Abdullah Kenan Karacas wagte sich an eines der berühmtesten Dramen-Fragmente des 19. Jahrhunderts und inszenierte am Münchner Volkstheater Georg Büchners „Woyzeck“. Unsere Redakteurin Annika Liebeknecht war bei der Premiere am 23. Oktober dabei.

Woyzeck – ein Name gleichzusetzen mir innerer Zerrissenheit, gebrochener Persönlichkeit, wenn nicht sogar Wahnsinn – wird gespielt von Sohel Altan G. Wenn er auch in wenigen Szenen brilliert, so wünscht man sich doch ein wenig mehr Leiden, Erschütterung und Emotionen. Von seinem Arzt, der übrigens eine enttäuschend zurückhaltende Rolle in dem Stück einnimmt, wird er zu einem Experiment benutzt, von seinem Hauptmann mit Füßen getreten und wie Dreck behandelt. Seine Freundin Marie geht mit dem Tambourmajor fremd und noch dazu verliert er sich in einer Gedankenwelt, die einer Psychose zu gleichen scheint. Die Abgründe der menschlichen Gesellschaft wie Unterdrückung, Ausbeutung oder Betrug sind demnach nicht gering vertreten, bleiben aber leider für den Zuschauer zu sehr verborgen.

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Überzeugend hingegen ist das Bühnenbild von Davy van Gerven. So sind die drei Spielorte – Maries Kammer, eine Tafel in einem Wirtshaus und die verhängnisvolle Bergkulisse – immer zeitgleich auf der Bühne zu sehen.
Überragend auch die Leistung der Schauspieler, von denen keiner während der gesamten Vorstellung auch nur für eine Sekunde die Bühne verlässt. Sie wechseln zwischen den Kulissen, beobachten sich, warten auf ihren Auftritt und stellen damit einen Querschnitt der Gesamtheit der Gesellschaft dar. Jeder hat seinen persönlichen Platz darin gefunden, ob selbstbestimmt oder gezwungen bleibt irrelevant.

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Gebeutelt von seiner Persönlichkeit, seinen Ängsten und vor allem auch seiner Enttäuschung bleibt für Woyzeck am Ende indes keine andere Wahl als der Tod Maries. Mit dieser Tat ist auch sein Leben besiegelt. Er hat seinen einzigen Lebenssinn eigenhändig aus dem Leben gerissen. Ob aus Eifersucht oder Wahnsinn bleibt auch an dieser Stelle offen.

Fazit: Ein Stück, das sich zu sehen lohnt. Auch wenn es nicht durchgängig überzeugt und mitreißt, so hat es doch Momente, in denen Theaterliebhabern das Herz aufgeht.


Woyzeck von Georg Büchner // Regie: Abdullah Kenan Karaca/Bühne und Kostüme: Davy van Gerven/Musik: Sohel Altan G. // Münchner Volkstheater // Nächste Vorstellungen: 07./08./23.11.2014, 07./08.12.2014