Hotel Krone

180 Jahre alt und kein bisschen angestaubt.

Im schönen Westend setzt der Lovelace-Mitbegründer Alexander Lutz einer Stadtvilla aus der Gründerzeit nun die Krone auf.
„Maßgeschneidert und individuell, jung und trendy, temporär und komfortabel“, so lautet das Credo des Jugendstilbaus mitten im Westend, in bester Lage direkt oberhalb der Theresienwiese gelegen. Dabei ist das Hotel Krone nicht nur eine respektable, altgediente Dame unter den Münchner Hotelbetrieben, sondern seit dem 1. September 2018 gleichwohl Partylocation wie stilvoll kreativer Rückzugsort – trotz des berüchtigten Nachbarn, der Wiesn.

Im Fokus des 2001 sanierten, geradezu eines Denkmalschutz würdigen Gebäudes stehen neben 3-Sterne-Exzellenz allem voran individuell designte Zimmer und Suiten. Rund 30 Doppelzimmer wurden eigens von Alexander Lutz und seiner Crew mit jeweils unterschiedlicher Handschrift versehen. So findet sich im „Ruhe“-Zimmer eben jener Wunschbegriff ausgelaugter Messe-Gäste in verschiedensten Tag-Stilen der Graffiti-Szene an den Wänden wieder. Weitere Zimmer huldigen beispielsweise dem Big Apple, andere warten mit einer vom Kolonialstil geprägten Optik auf. Manch ein Gast wird sogar ins Reich der untergehenden Sonne entführt. Und vielleicht verrät Hausherr Lutz, der sich bereits im Lehel ein kleines Reich (u. a. Hotel Opera, Bar Lehel und das Gandel) aufgebaut hat, sogar, wo es die extrem stylisch bestickten Kissen zu erwerben gibt.

Höchst instagramable also überzeugt das Schmuckstück am Puls der Stadt mit eleganten Suiten und ausladenden Showrooms, deren Glasfassade die Isarmetropole zu Füßen liegt. Als nicht weniger einladend präsentiert sich auch die in dunklen Töne getauchte Hotelbar, die schon von Bands wie dem Monaco Blues Saw Massacre der ebenfalls im Westend beheimateten Temple Choppers für die Darbietung sündiger Blue-Notes geentert wurde. Weitere Events von Burlesque bis Hip-Hop-Battle, aber auch Comedy bilden das veranstalterische Rückgrat der Krone. Trotz aller Gastgeber-Souveränität präsentiert Alexander Lutz im Hotel Krone jedoch keine Exzess-Zeugnisse, sondern versteht sich mit ganzem Herzen als Hotelier alter Schule. Dabei lassen sich immer wieder Details entdecken, die Hoteltradition wecken, keineswegs démodé sind und den Adelstitel der gelben Regentin trotz allem Experimentier-Willen stolz verteidigen. Denn was helfen die buntesten Zimmer, wenn der Service nicht stimmt? Selbstverständlich bietet auch das Personal der Krone höchsten Komfort. Was verrückt ist, darf gern auch professionell sein.

Aber wie verhält es sich noch mal mit der Nachbarschaft? Ganz klar: Mit dem größten Volksfest der Welt arrangiert sich die gelbe Pracht in bester Westend-Lage einfach. Ab Anstich stehen nicht nur für Gäste aus aller Welt, sondern auch für neugierige Münchner die Türen offen. Zur After Wiesn verspricht die Königin ein wesentlich stilvolleres Ambiente als die Gute-Laune-Folter samt Botox-Fasching der hiesigen Clublandschaft. Im Krone sollen einem keine nackten Australier vom Tisch ins Glas springen, sondern ein lässig cooles Ambiente genossen werden. Wer Bussi-Bussi und Schickeria befürchtet, wird vom Querschnitt des Viertels und neugierigen Besuchern mit Faible für urbanen Flair überrascht werden. Doch damit wir uns richtig verstehen, die Krone kann weitaus mehr, als sich für zwei Wochen im Jahr chic zu machen.

Leider hat alles auch ein Ende und so ist die 3-Sterne-Dame bzw. vielmehr ihr Konzept vorerst nur zu Besuch. Das Hotel Krone wird die Räumlichkeiten an der Theresienwiese lediglich für zweieinhalb bis drei Jahre beehren. Bis dahin will Alexander Lutz auch all den Münchnern, die ihr Heil nicht im Bierkrug suchen, einen Lieblingsort voller eindrucksvoller Zimmer, sympathischem Hotel-Service und unvergesslicher Events spendieren. Ausreichend Zeit, sich auf der Wall of Fame mit einem Gedicht oder einem kleinen Scribble zu verewigen, ist genug. curt war schon mal da und ihr vielleicht bald an einem der kommenden Events in der zeitlosen Dame, dem Hotel Krone.

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Dieser Artikel ist in unserer Printausgabe curt #92 im April 2019 erschienen. Illustration: Katharina Konte