Wicket Cricket – Gegen das ökologische Desaster

Was einst aus der Kehle des Crocodile Hunters Steve Irwin schnalzte, sobald eine noch gefährlichere Spezies sein Sichtfeld kreuzte, ging auch uns begeistert über die Lippen, als unsere Finger in eine der liebevoll gestalteten Packungen der Snack-Manufaktur Wicked Cricket tauchten: „Crikey!“ Oder eher: „Crickey?!“

Tatsächlich handelt es sich bei der „Geilen Grille“ nicht nur um bestes Superfood, sondern auch um ein regionales Schmankerl, welches die Bezeichnung „Party Gag“ oder „Mutprobe“ wirklich nicht verdient. Seit 2017 arbeiten die drei Gründer Josef Hirte, Josef Köhl und Mathias Rasch bereits an der Snack-Revolution und kombinieren geröstete Heimchen mit den Geschmacksrichtungen „Fior di Sale“, „Allgäuer Wildkräuter“ und „Roter Pfeffer“. Mischung, Verpackung sowie Versand erfolgen dabei komplett Hands on in Eigenregie. „Gezirpt“ wird so gut wie jede Woche und das Endprodukt kann sich nicht nur sehen, sondern vor allem schmecken lassen.

Ist die Idee, hierzulande Insekten in den alltäglichen Speiseplan zu integrieren, noch relativ neu und für manch einen sogar haar-
sträubend, unterstreichen die fein austarierten Geschmacksnoten den sanften Eigengeschmack der kleinen Langfühlerschrecken. Diesen nimmt man vor allem als „getreidig“ wahr, wobei dessen ausgeprägte Eiweißnote tatsächlich an kleinteiliges Popcorn erinnert. Bei nicht einmal ganzen 10 Gramm Füllmenge gibt es Proteine, Eisen und Vitamine satt.

Während Jiminy Cricket und seine Freunde vorerst nur in einigen wenigen Bars oder auf Messen und Events sowie im eigenen Shop zu erstehen sind (um die 3,90 Euro pro Packung), planen die drei „Griller“ bereits den nächsten Schritt: Mit dem Hashtag #issoderzirp läuten sie nun die Crowdfunding-Phase ein. Ihr Ziel? Das Bio-Siegel und eine noch frischere, direktere Produktion dank eigener Heimchen-Zucht. Denn nicht nur bei der Verpackung (abbaubares PLA) steht der Nachhaltigkeitsgedanke im Vordergrund, auch die extrem potente Eiweißzufuhr macht die Wicked Cricket dank höchster Lebensmittelstandards auch für eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung interessant. Vollwertig statt exotisch und weitaus ressourcenschonender
als jede Fleischzucht.

Anders als bei der Konkurrenz wie etwa SWARM Protein oder Eat Grub, die sich eher auf Insektenmehl fokussiert haben, kostet es den ein oder anderen eventuell doch etwas Überwindung, über die kleinen schwarzen Äuglein hinwegzusehen. Doch wer ansonsten genüsslich frische Garnelen auf seinem Teller stapelt, den dürfte Acheta domesticus nicht sonderlich beeindrucken. „Schleimig, jedoch vitaminreich“, wusste schon Simba bei „Der König der Löwen“. Wie gut, dass die Heimchen jedoch schön knusprig daherkommen und die Jungs auch für die kalte Jahreszeit schon etwas in petto haben. Pünktlich zu Weihnachten gibt es die krossen Grillen mit feinem Zimt und Zucker gebrannt. Nachhaltig, grün und erstaunlich lecker.

Auch wenn wir uns hier nicht auf veganem Terrain bewegen, werden wir uns wohl oder übel mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass die Proteinversorgung aus den hiesigen Fleischbetrieben in naher Zukunft nicht mehr ausreichen wird. Und das ist die vermutlich einzig schaurige Geschichte hinter Wicked Cricket.

Ihr wollt die erste bio-zertifizierte Zucht von Speiseinsekten in Deutschland unterstützen? Einfach unter startnext.com nach „Grüne Grille“ suchen und für eine nachhaltige, gesunde und bewusste Ernährung zirpen.

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Dieser Artikel ist in der curt-Ausgabe #92 erschienen. Fotos: Christian Vogel