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Porträt: Green City e.V. –
Mehr Umweltschutz für München

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Gemeinsam für eine grüne und lebenswerte Stadt

„Es ist der Teamgeist“, sagt der eine. „Es ist das Arbeiten auf eine gemeinsame Vision hin“, sagt eine andere. Das macht den Einsatz für einen gemeinnützigen Verein aus. Warum Arbeit dann sogar gar keine Arbeit mehr ist, erzählen Andreas Schuster und Sandra Decius. Sie schenken ihre Zeit dem Umweltverein Green City.

„Ich möchte grüne Bohnen und Salat“ lautete der erste deutsche Satz von Sandra Decius. Über 40 Jahre ist das mittlerweile her. Damals hat die Amerikanerin in Napa, Kalifornien, gelebt und saß als 13-Jährige in einem Deutschkurs an der Junior High School. Schon damals war sie verliebt in die Sprache und hat sich alle Mühe gegeben, so schnell wie möglich ein paar Worte sprechen zu können. Dann geht es ausgerechnet um Gemüse. Tatsächlich aber spiegelt genau das Sandras Lebensstil wider. Der nämlich ist bewusst, gesund und nachhaltig. Sie interessiert sich für die Welt, in der sie lebt, und will aus Problemen Lösungen formen.

Jahre später ist sie nicht nur immer noch in die deutsche Sprache verliebt, sondern auch in ihren deutschen Mann. Was anfangs ein Austauschprogramm sein sollte, entwickelte sich zu ihrem Zuhause. „Ich habe nie wieder zurückgeschaut“, sagt Sandra heute. Seitdem hat sie in Deutschland zwei Familien: ihre eigene mit Mann und Teenager und ihre „zweite Familie“, wie sie es nennt, den lokalen Umweltverein Green City. Seit fast 25 Jahren engagiert sie sich regelmäßig als Ehrenamtliche, schiebt Wanderbäume durch Münchens Straßen, hilft Hauptverkehrsadern für das Streetlife Festival umzugestalten und unterstützt das Gartenprojekt „Essbare Stadt“.

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Foto: Simone Reitmeier

Aus Green-City-Sicht können wir sagen: Ohne Sandra hätten viele unserer Aktionen nur halb so gut funktioniert. Wir sind dankbar, dass uns rund 1.000 Ehrenamtliche immer wieder unterstützen – ohne sie wäre unsere Arbeit nicht möglich. „Wir“, das sind mittlerweile 25 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich täglich mit all ihrer Energie und Ehrgeiz dafür einsetzen, dass München lebenswerter und nachhaltiger wird. Wir wollen zeigen, dass die Stadt von morgen ein Ort mit großer Lebensqualität ist, und setzen uns ein für deren Verwandlung, zum Beispiel indem wir versuchen, Stadtbäche aufzumachen für ein angenehmeres Klima.

An dieser Devise arbeiten Ehrenamtliche und Mitarbeiter seit 1990 Hand in Hand – und auch einige der Festangestellten sind schon mehr als ein Jahrzehnt für Green City im Einsatz. Einer von ihnen ist Andreas Schuster, der den Bereich Mobilität leitet. Sein Engagement für Green City jährt sich kommenden Mai zum 15. Mal: 15 Jahre, rund 3.000 Arbeitstage. In dieser Zeit hat sich einiges gewandelt. Durch Andreas’ Initiative hat es Bürgerbegehren gegeben, er hat am Ausbau der Radl-Infrastruktur gearbeitet, er hat Streetlife Festivals organisiert und kämpft unerschütterlich für eine bessere Luft in München – nur um einen kaum erkennbaren Bruchteil dessen zu nennen, was er bis heute im Großen und Ganzen bewegt hat. Zählt man seine ehrenamtliche Arbeitszeit obendrauf, kommt man auf mindestens 30.000 Stunden, die Andreas an seiner und Green Citys Vision gearbeitet hat.

Jetzt bleibt die Frage: Warum? Was bewegt Sandra als Ehrenamtliche, Andreas als festen Mitarbeiter und all die anderen Unterstützerinnen und Unterstützer dazu, einer Sache, einem Verein, so viel Zeit zu schenken? Bei dieser Frage glänzen Sandras Augen. „Mich rührt der Teamgeist“, sagt sie dann nach einer kurzen Pause. „Es löst jedes Mal ein ganz warmes Gefühl bei mir aus, wenn ich merke, dass wir als engagierte Gruppe an einem Strang ziehen – und uns alle die gleichen Visionen treiben.“ Dann lächelt sie und fügt an: „Wenn ich hier sage, dass ich die Welt verbessern möchte, werde ich von niemandem belächelt. Ganz im Gegenteil: Jeder bringt ein, was er kann – und wird dafür geschätzt.“

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Foto: Simone Reitmeier

Auch Andreas reagiert auf das „Warum?“ ähnlich. Seine Antwort: „Es ist die Arbeit direkt vor der eigenen Haustür – mit Blick über den Tellerrand. Es ist das Team, das immer an einem Strang zieht. Und es ist diese Wirkung, die wir entfalten“, sagt er. Wenn man während des Streetlife Festivals zum Beispiel auf der vierspurigen Ludwigstraße steht und sieht, wie Bäume die Straße schmücken und Menschenmassen diese Hauptverkehrsader entlangflanieren – „dann ist unsere Vision messbar“, sagt Andreas. „Und es macht unglaublichen Spaß, Teil eines solchen Erfolgs zu sein.“

Diese Gründe sind es auch, die Arbeit manchmal vielleicht gar nicht als Arbeit erscheinen lassen. Sandra überlegt, bei welchen Projekten sie konkret mitgearbeitet hat – und auf wie vielen Veranstaltungen sie Teil der Organisation war. Es sind zu viele zum Zählen. „Ich habe Wanderbäume zu ihrem nächsten Standort gezogen, ja“, sagt sie dann. „Auf Demonstrationen war ich auch. Ich habe geholfen, das Vereinslogo zu entwerfen, Plakate zu basteln und Flyer zu verteilen.“ Dann schaut sie fragend und sagt schließlich: „Aber das ist doch kein Ehrenamt! Das ist doch Spaß!“ Nie hat sie mitgezählt, wie viele Stunden sie sich für Green City engagiert hat. „Das müssen viele Hunderte gewesen sein.“ Bei der Erkenntnis schlägt sie dann doch kurz die Hände über dem Kopf zusammen und lacht. Und alles hat mit ihrer Liebe zur einer fremden Sprache angefangen – mit dem Wörtchen „grün“ in ihrem allerersten deutschen Satz.

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Der Artikel ist in unserem Magazin curt #89 erschienen.