So ein altes Jahr endet ja gerne mal still und heidschi bumbeidschi starr. Für ein erweckendes Bum Bum sorgen Ende Januar die Sportsfreunde der Band Hammerhead. Mit einem neuen Album – dem ersten kompletten seit 26 Jahren! – reißt das Quintett die durch Liebe und Lebkuchen sedierten Geister aus der winterlichen Ruhe. Rau und ruppig holzen sich die Rüpel vom Rhein durch 14 kleine Nachdenkanimationen über das Land im Hier und Jetzt.
Musikalisch arbeiten Hammerhead gewohnt mit dem ganz groben Schleifpapier. Am Stil des New York Hardcore der frühen 80er Jahre halten Tobias Scheiße, David Schuhmann, Danilatore Minuti, Ranen und Osche Engelhardt stoisch fest. Wenige Akkorde, wuchtiges Schlagzeug und ein wütender Gesang am Rande der Raserei. Trotz aller Verweigerung in Sachen Perfektion und Professionalismus hat das Team der Oldenburger Tonmeisterei bei den Aufnahmen ganze Arbeit geleistet. Der Sound ballert direkt und wuchtig, so wie es sein muss. Wenn man nach über einem Viertel Jahrhundert nur 24 Minuten Zeit für neue Musik hat, dann bleibt kein Raum für Nebensächlichkeiten.
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Aber die eigentliche Musik spielt bei Hammerhead je eher in den Texten. Und auch hier hat die Band nichts verlernt. Gleichermaßen provokant, wie nachdenklich und (selbst)-kritisch wird dem aktuellen Zeitgeist die Rechnung aufgemacht. Zwischen Delirium, Ekel und Abscheu, gewillt, das ein oder andere Tabu zu brechen zeigen die alten Herren, dass sie nach vielen Jahren als Privatiers immer noch den Willen haben, um den Leuten vor den Kopf zu stoßen. Kompromisslos oder auch mal bis an die Grenze der Rücksichtslosigkeit. Die neuen Songs machen der doch arg stagnierenden heimischen Punkszene Beine. Thees Uhlmann sagte einmal über Hammerhead, dass sie im Gegensatz zu vielen anderen Musikern einen gewissen Mut zur Gefahr besäßen. Einfach das Ding durchziehen und sich keine Gedanken darüber machen, wie weit man mit dem Schrott kommen kann.
Hammerhead – Nachdenken über Deutschland // Holy Goat Records // VÖ: 26.01.2024 // > Homepage
