31. Januar
Loyle Carner

Lieber revolutionär als relevant

Drei Jahre nach seinem letzten Album hat Loyle Carner im Oktober 2022 sein neues Werk „hugo“ veröffentlicht. Das ist in der schnelllebigen Musikindustrie schon fast eine halbe Ewigkeit, die er sich dazwischen Zeit genommen hat. Im Interview mit dem Musikexpress erklärt er, dass er den Erwartungsdruck der Fans und vor allem der Plattenfirma zwar spürt, aber dass ihm erstens, vor allem seine mentale Gesundheit wichtig ist und ihm zweitens, der befreundete Musiker Athian Akec eine kleine Weisheit gesteckt hat: man kann sich entscheiden, entweder man müht sich ab um relevant zu sein – oder aber das eigene Schaffen ist revolutionär.

Die revolutionären Entwicklungen in Ben Coyle-Larners, so heißt er ganz hoch offiziell, Privatleben hört man dem neuen Album auf jeden Fall an. Die bevorstehende Geburt seines Sohnes hatte den Rapper dazu gebracht nach langer Funkstille mit seinem leiblichen Vater Kontakt aufzunehmen. Zum einen aus einem eher pragmatischen Grund: Loyle Carner brauchte jemanden, der ihm das Autofahren beibringt – die substanziellere Motivation rührte aber daher, dass Loyle Carner, der bei seiner weißen Mutter aufgewachsen ist, mit Ende zwanzig auch die andere Hälfte seiner Identität tiefer ergründen wollte. Sein Vater stammt aus Guyana und auch wenn sich der Sohn das früher anders vorgestellt hatte, nämlich eher so, dass sein Vater ihm diesen Teil seines kulturellen Erbes näherbringt und nicht umgekehrt, reisen die beiden im Video zu Georgetown zum ersten mal gemeinsam nach Guyana.

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Loyle Carner beschreibt den Inhalt seiner Songs selbst als Kitchen Sink Dramas – also die großen Themen in ganz alltäglichen Situationen. Auf „hugo“ ist das Setting die gemeinsame Zeit im Auto mit seinem Vater. Wir dürfen hier auch einer Unterhaltung zwischen Vater und Sohn im Auto lauschen. Und genauso intim lässt Loyle Carner uns auf dem ganzen Album an seinen Struggles mit der eigenen Identität teilhaben. Er klingt dabei genauso smooth und warm wie auf den ersten beiden Alben, hat aber auch Platz gemacht für Wut und noch mehr Tiefgang. Am 31. Januar präsentiert er dieses gelungene Stück reflektierter Rapkunst in der Tonhalle.


Loyle Carner: The “hugo”- Tour // 31.01.2023 // Tonhalle // Einlass 19 Uhr // AUSVERKAUFT