Plattenbau – Net Prophet

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Der gute alte Plattenbau. Von den einen als abstrakt, trist und seelenlos kritisiert, wird es von den anderen als die wetterunabhängige, standardisierte und widerstandsfähige Substanz aus der Traumfabrik vom Eigenheim gefeiert. Hauptsache es ist Beton!

Plattenbau kommen aus Berlin, wo es wiederum nicht weiter verwundert, dass die vier Musiker aus vier unterschiedlichen Länder kommen. Diese Vielfalt vereint sich in der Idee von der Reduktion auf das Wesentlich, die Abkehr von verspielten Formen und den Verzicht von Schnörkeln und Dekoration. So klingt die Musik auf Net Prophet, dem dritten Album der Walisisch, Amerikanisch, Schwedisch, Oberbayerischen Formation. Rau, kühl, distanziert, funktional.

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Grau war der Himmel über Berlin, als der eiserne Zaun und der kalte Krieg die Strahlen der Morgensonne nicht zu den Verwandten im Westen durchließ. Die Musiker bauen auf ein Fundament aus Blues, Rock, Country, aber auch Punk, Elektronik, Avantgarde, Wave- oder Noiserock und vermengen das mit dem Geist des Berliner Undergrounds der 70er, 80er und 90er Jahre. Wenn der Zement getrocknet ist, kommt das farbtongleichmäßige und ebene Grau des Post-Punk, New Wave sowie der Neuen Deutschen Welle vor Dieter Thomas Heck zum Vorschein. Plattenbaus Musik wirft einen industriellen Blick auf die Gesellschaft, eine Gesellschaft, die sich aufreibt zwischen dem Hang nach den neuesten Produktionslinie. Wo ist nichts außerhalb des Kapitalismus zu geben scheint. Plattenbau ist Berlin durch und durch. Verstörend und faszinierend.

Plattenbau – Net Prophet // Dedstrange // VÖ: 08.09.2023 // > Bandcamp