Daily Thompson und der Grunge. Dass die Band aus Dortmund ein besonderes Faible für den schmuddeligen Sound aus Seattle hegt, ist kein Geheimnis und wird von dem Trio auch gerne und offen bekundet. Daily Thompson sehen sich selber als Musiknerds, die alles aus dieser gitarrenlastigen Dekade sammeln und aufsaugen. Dementsprechend war es für sie eine Herzensangelegenheit, ihr sechstes Album genau dort aufzunehmen, wo die Wurzeln dieser Musik zu finden sind.
Das Trio hat sich für die Produktion selber einen Traum erfüllt und das neue Album Chuparosa in einem Tonstudio an der Pazifikküste der USA eingespielt und abgemischt. Unter den Fittichen von Tony Reed (Heavy Head Recording Company, Mos Generator) ist ein Werk entstanden, welches sich tief verneigt vor den Bands des Seattle Sounds am Vorabend des ganz großen Durchbruchs. Dabei verfolgen die Musikerinnen und Musiker weniger die Linie der späteren MTV und C&A Lieblinge Nirvana, sondern begeben sich auf die Pfade von Mother Love Bone, Temple Of The Dogs und Soundgarden.
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Bei so einer Gruppenreise besteht gewiss auch die Gefahr, dass man vor lauter Ehrfurcht vor den eigenen Idolen und der imposanten Kulisse den Fokus und sein eigentliches Ziel verliert. Bevor man sich versieht, könnte die ganze Truppe im Standarttouristenprogramm auf dem Highway Nr.1, der Route 66 und mit dem Cable Car unterwegs sein. Aber davor wirken Daily Thompson mit ihrer ganzen Erfahrung gefeit. Dank der amerikanischen Professionalität in allen Belangen des Rock’n’Roll klingt Chuparosa sehr aufgeräumt und weltmännisch.
Das Mutter-Köhm-haft Ranzige vergangener Alben ist einem druckvollen, sehr transparenten Klang gewichen. Das tut dem verzerrten und mit heruntergestimmten Gitarren gespielten, riff-basierten Rock durchaus wohl. Besonders Bass und Schlagzeug profitieren von einer frischen Präsenz und Prägnanz. Bei den ersten Songs wirkt es, als ob die Band ihren fuzzigen Stoner Einschlage ein wenig in Richtung des Southern Rock und Metal von COC zu Deliverance Zeiten verschoben haben. Zur Mitte hin ziehen die Songs an mit fetten, tiefen, von Jerry Cantrells Stil beeinflussten Riffs an bevor es zum Ausklang mit dem Titeltrack wieder federnd leicht wird und der Band eine Art grungy Hymne gelungen ist.
Daily Thompson – Chuparosa // Noisolution // VÖ: 17.05.2024 // > Facebook
