In Zeiten, in welchen man gut begründet die Meinung vertreten kann, die Aufmerksamkeitsspanne vieler Mitmenschen reicht noch so eben vom 10-Sekunden-TikTok-Clip zum Zweieinhalbminüter auf Antenne Bayern, kommt eine Band wie Elder, wie ein Ungetüm aus längst vergangen Zeiten daher.
Sechs Studioalben haben das Licht der Welt erblickt seit dem Selfnamed-Debüt 2008, von denen in Gestalt der 2017er Platte Reflections of a Floating World gerade mal eines mehr als die bereits als Elder-Standard etablierten fünf Songs bereithält – seines Zeichens sechs. Sechs Alben, 31 Songs – nicht viel, möche man meinen, jedoch gibt es auch nur exakt einen Song auf all diesen Platten, der eine Spielzeit von unter sieben Minuten aufweist. Im Normalfall nämlich kredenzt das Quartett um Bandleader Nick DiSalvo seinem Auditorium opulente Mehr-Gänge-Menüs, die an der 10-Minuten-Schallmauer kratzen oder diese mit Leichtigkeit überflügeln. Die Hauptzutaten: krachende Stoner-Rock-Riffs, ausschweifende Melodielinien, sphärische Soli, psychedelische Trips tief in die verschlungenen Eingeweide ihrer monumental anmutenden Arrangements. Nicht von ungefähr tun sich gerade beim Münchener Szenekenner Assoziationen mit einer Band wie Colour Haze auf, die DiSalvo selbst zu seinen musikalischen Haupteinflussfaktoren zählt.
Ehemals an der US-Ostküste, aber seit einigen Jahren bereits zu drei Vierteln in Berlin beheimatet, schlugen DiSalvo und seine Kollegen seit Reflections of a Floating World immer mehr den Weg vom zwar weniger eckigen und kantigen Doomer Metal der frühen Jahre, hin zu einem texturreicheren, hypnotischeren und groovigeren Stil ein. Vergangenes Jahr war dieser mit der Neuerscheinung Innate Passage gar so weit gediehen, dass das Album selbst in der einen oder anderen Prog-Publikation Begeisterungsstürme auszulösen vermochte. Klar, an progtypischen, exessiven Songstrukturen fehlte es Elder schon bisher nicht, aber ein 15-Minuten-Monstrum wie Merged in Dreams/Ne Plus Ultra ist ein solches Füllhorn an Ideen, Finten, Richtungs-, Tempo- und Stimmungswechseln, dass es selbst für vorliegende Verhältnisse bemerkenswert ist. Abgesehen davon legen Elder mit Catastasis vielleicht einen der besten Opener-Songs der vergangen Jahre in der Kategorie Rock-Album vor.
Am 16. November gastiert diese phantastische Band zusammen mit Steak aus London und den Lokalmatadoren Carpet im Feierwerk Hansa 39. Man sollte sich für diesen Abend daher nichts sonst vornehmen oder bereits bestehende Verabredungen kurzerhand in die Hansastraße verlegen.
Die Gewinner:innen unserer Kartenverlosung wurden informiert.
curt präsentiert: Elder> Homepage // Support: Steak + Carpet // 16. November 2023 // Feierwerk, Hansa 39 // Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr // Tickets 26 Euro zzgl. Gebühren