Foto: Andreas Hornoff

Kettcar – München

/

Sechs lange Jahre sind vergangen, seit Kettcar mit dem Album Ich vs. Wir ihre letzte Musik veröffentlicht haben. Noch heute wirken die Stücke so relevant und aktuell wie zum Erscheinen im Herbst 2017. Aber die Welt stand nicht still. Viele ist passiert und vieles hat sich verschoben in diesem Land und auch anderswo. Der Spruch, dass Krisen Menschen zusammenschweißen könnte, scheint nun endgültig eine schöne Hoffnung zu sein. Das ringen nach Diskurs, nach gemeinsamen Ideen und Lösungen wird abgelöst von schrillen Parolen, lautstark vorgetragen von selbstsüchtigen Hüter*innen eines sogenannten Menschenverstandes, der dringend mal zum Arzt müsste. Die vielen Ichs schließen die Reihen ihrer Wagenburg – Stoßstange an Stoßstange.

Höchste Zeit also, dass sich die Hamburger wieder zu Wort melden. Für den 05. April kündigen Kettcar ihr sechstes Studioalbum an. Es hört auf den Namen Gute Laune ungerecht verteilt und verspricht schroffes Post-Punk-Gewitter, Akustisches, Sprechgesang. Mal die Faust in der Tasche, mal das Herz im Hals. Die zwölf Songs erzählen Geschichten von, auf und über Bayreuth, Krankenhauszimmer, Rügen, dem Supermarkt, der Enterprise und der Blauen Lagune.

Die erste Single zum Album kommt am 19.01. heraus und trägt den schlichten Namen München. München... war da nicht was? Ja, auch hier mordete der NSU, auch hier beteiligte sich die Presse lange Zeit an der stereotypen, rassistischen Berichterstattung und letztlich hier fand der Prozess gegen die ermittelten Beteiligten statt.

München ist den neun Opfern gewidmet und nähert sich auf klaustrophobischer Weise über Vorurteile, vermeintlich harmlose Komplimente und dem alles anderen als „positiven“ Rassismus den Dinge, die längst nicht mehr unaussprechbar sind. Reimer Bustorff, der Texter des Songs, erzählt in unauf- aber eindringlicher Weise die endlose Geschichte von Abwertung, Benachteiligung, Ausgrenzung und Pöbeleien – manchmal harmlos verstecken in gut gemeinten Annahmen und Komplimenten oder mit Waffengewalt vorgetragen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Dieses Stück ist die Kettcar-Version von „Eure Heimat ist unser Alptraum“, dem großartigen Sammelband von Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah, der den bundesrepublikanischen Alltag aus migrantischer Perspektive betrachtet. Musikalisch ist der Song ein kurzatmiger Punkrocksong, aufgebohrt durch die satellitenartige Gaststimme von Chris Hell (Fjørt). Sein Gesang baut noch mal Spannung auf zu den atemlosen, gesprochenen Passagen von Marcus Wiebusch.


Kettcar – München // Grand Hotel van Cleef // VÖ: 19.01.2024


Am 27.01. werden Kettcar eine ganz kleine Show im Feierwerk für nur 300 Fans spielen. Hier könnt ihr die Tickets erwerben. Die Gewinner:innen unserer Kartenverlosung wurden informiert.