Foto: Christian Vogel

Maidenhead

Wie und vor allen Dingen wann genau der Heavy Metal in die Rock’n’Roll-Familie hineingeboren wurde, wird wohl auf ewig ein Fall für die Gelehrten bleiben. Waren Steppenwolf mit Born To Be Wild im Jahr 1969 die Geburtshelfer oder einigt man sich gemeinhin auf das Jahr 1970 und die beiden ersten Tonträger von Black Sabbath und Deep Purple als die Geburtsstunde des Heavy Metal? Was allerdings unumstritten sein sollte ist, dass das Jahrzehnt der 80er Jahre als das Filetstück des Genres bezeichnet werden kann und muss. Unzählige Klassiker haben in dieser Zeit das Licht der Welt erblickt und sie bilden bis heute die geschmackssichere Basis und den gemeinsamen Nenner für Fans rund um den Erdball. Zeitlos und scheinbar immun gegen Trends hat dieser Sound auch heute nichts von seiner Faszination verloren.

Den Virus Metal haben sie die Chris (Bass), Nick und Roland (Gitarre), Vrön (Drums) und Wolfgang (Gesang) schon in ihrer frühen Jugend eingefangen. Vor mehr als einem Jahrzehnt gründeten sie daher eine Band, die sich genau um diesen Sound drehen sollte. Maidenhead waren geboren. Im Rahmen der Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten des 10-jährigen Jubiläums von Münchens feinster Heavy Metal Tribute-Band hatte curt die Gelegenheit, bei den Jungs und Mädels im Proberaum vorbeizuschauen und die letzten fünf Jahre Revue passieren zu lassen. Gefeiert wird übrigens am 01. Dezember im Backstage.

Lasst uns direkt an unser letztes Gespräch von vor fünf Jahren anknüpfen, was haben euch Joey Elliot, getan, dass ihr immer noch keinen Song von Def Leppard in eurem Repertoire habt?

Chris: Das sollten die Jungs sich lieber selber mal fragen, was die damals getan haben. Ich glaube, da liegt die Antwort!
Roland: Wenn ich mich richtig erinnere, dann hatten wir mal den Song Wasted im Visier. Letztendlich ist es dann doch nie dazu gekommen. Frag uns in fünf Jahren nochmal!

Dieses Mysterium um Sheffilds große Söhne und Karlsfelds Hommage-Könige wird sich wohl auch heute nicht auflösen können. Was ist seit eurer Tribute To Monsters Of Rock Show, die Ende 2019 über die Bühne ging, passiert im Hause Maidenhead?

Chris: Die vergangenen Monate waren ja für alle irgendwie eine schwierige Zeit. Aber wir sind da ganz gut durchgekommen. Ein bissel was geht schließlich immer.
Nick: Ich nenn mal als Stichwort: Südtirol. Südlich des Brenners war alles ein wenig lockerer und wir haben dort zwei Sommer spielen können. Das war cool da. Dann haben wir in den letzten fünf Jahren an unseren Schwerpunkten gefeilt. Wir haben den Maiden Teil der Show aufgefrischt und auch in Sachen Judas Priest einiges an Überraschungen parat. Neue Outfits, neue Songs, ihr könnt gespannt sein.

Ihr seid nun über 10 Jahren als Tribute-Band unterwegs. Schaut ihr euch andere Bands aus der Szene an und schaut ihr euch hin und wieder was von den Kollegen ab? Oder sagt ihr, wir machen unser Ding und schauen nicht viel nach rechts und links?

Wolfgang: Rund um München gibt es eigentlich nicht so viele spezielle Bands, wo man sich was abschauen kann. Wenn man sich hier auf die Region beschränkt, da haben wir uns mit unserem Stil und der Art wie wir uns präsentieren, wie wir unsere Show aufziehen, schon durchgesetzt. Wenn jemand internationales wie die Damen von The Iron Maidens in München spielen, dann schauen wir da schon gerne vorbei. Ein bisschen was von anderen lernen, kann man schließlich immer.
Roland: Wir spielen ja auch keine von den üblichen Verdächtigen, also von den Songs, die sehr typisch für Coverbands sind. Wir spielen nichts von AC/DC, wir spielen kein Rammstein und leider auch nichts von Def Leppard. Nicht weil wir AC/DC nicht mögen. Aber wir fühlen uns in unsere Nische wohl und tummeln uns in den 80ern.

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In einem Kommentar zu einem Video von euch auf Youtube bemängelt die Person eure fehlende Originaltreu und schreibt: “If you want to have any TRIBUTE BAND, for me it is a must to use the same gear that the original band uses. Same Drum kit, cymbals, guitars, bass, amps and so on”.

Wolfgang. Ich bin da immer ein wenig hin und her gerissen. Wieviel Kopie vom Original braucht es denn wirklich? Als ich unsere Kumpels von Mad Sabbath das erste Mal gesehen habe, haben die mich umgehauen, weil sie so saugut spielen können. Aber ob ich unbedingte den tapsigen Gang von Ozzy nachahmen müsste … es bleibt halt ein schmaler Grat. Wenn du gut bist, wenn du auch in deine Klamotten geil aussiehst, dann funktioniert das auch so wie du bist und man braucht nicht jedes Detail vom Original abzukupfern.

Roland: Und bitte nicht vergessen, Maidenhead sind keine reine Iron Maiden Tribute-Band! Mit Maidenhead verfolgen wir einen anderen Ansatz. Wir wollen nicht nur ein einzige Band feiern, sondern dem Genre an sich die Ehre erweisen. Aber unsere Gitarreneffekte und Amps, die sind original aus der Zeit um 1983. Iron Maiden und auch Judas Priest und eigentlich jede andere Band aus der Zeit haben alle den gleichen Kram benutzt. Damals gab es einfach nicht so viel Auswahl an Equipment.
Chris: Am Ende zählt doch nicht, ob du die richtige Hose, die authentischste Frisur oder die original Gitarre um den Hals hast. Am Ende zählt das Gesamtpaket.

Ihr habt vorhin die weibliche Tribute-Band The Iron Maidens angesprochen. Die sind kürzlich mit Accept auf großer Deutschland Tournee unterwegs gewesen. Würde euch so ein Angebot auch reizen? Welche Band würdet ihr gerne on the road begleiten?

Wolfgang: Mich hat zunächst gewundert, dass so ein Package überhaupt gemacht wurde und dass es wohl auch gut funktioniert hat.
Chris: Wir nehmen naheliegenderweise einfach das Original selber und supporten Iron Maiden. Die alten Herren können in Ruhe ihre neuen Songs bringen und wir ballern die geilen Klassiker.
Roland: Oder wir spielen die B-Seiten. Für jeden Hit, den Maiden spielen, spielen wir die Songs von der Single B-Seite.

Viele der Bands aus eurem Programm sind heute immer noch aktiv. Hört ihr euch deren aktuellen Sachen überhaupt an?

Nick: Bei Iron Maiden mag ich die ersten fünf Alben und ab dann wird es mir egal. Interessanterweise ist das bei Judas Priest anders. Mein erstes Album was ich mir von ihnen gekauft hatte war 1986 die Turbo und zunächst dachte ich, das mag ich nicht, das mag ich nicht, das mag ich nicht. Aber vieles was danach kam, fand ich richtig klasse, bis heute.
Wolfgang: Die vorletzte Scheibe von Iron Maiden (Book Of Souls), die hab ich mir öfters angehört und kann sagen, das passt schon irgendwie.
Nick: Oh nein, daran habe ich mir die Zähne ausgebissen. Bestimmt 20 Mal hab ich die CD eingelegt und ihr immer wieder eine Chance geben. Aber nein. Das ist mir alles irgendwie zu lange.
Chris: Das Neueste was ich von Priest gehört habe ist die Nostradamus aus dem Jahr 2008. Ein eher zweifelhaftes Vergnügen.

Ihr bitte immer mal wieder befreundete Künstler als Gäste zu euch auf die Bühne. Zum Beispiel den „Dio aus Moosach“ (Many Stürner von GloryDays) oder den Wauxel von Mass. Wenn ihr euch von den im Anschluss genannten Bands prominente Gäste wünschen könntet. Wer sollte unbedingt mit auf die Bretter kommen, welchen Song würdet ihr mit ihm performen und welchen Fitnessgrad sollte die Person mitbringen? Zeitreisen sind möglich!

Dio

Wolfang: Als Song nehme ich Heaven And Hell oder Holy Diver. Von den Musikern wünsche ich mir den Meister persönlich so wie er in der Entstehungszeit der beiden Alben unterwegs war. Anfang der 80er war Ronnie in absoluter Höchstform.

Iron Maiden

Nick: Das ist hart. Von den Musikern…, Dave Murray auf alle Fälle. Als Song …, Phantom Of The Opera? Ja, Phantom Of The Opera mit Dave Murray zocken, das wäre schon ganz geil.

Judas Priest

Wolfgang: Als Sänger würde ich gerne den 35jährigen Rob Halford für Out in the Cold auf die Bühne holen.

Ozzy Osbourne

Chris: No More Tears und Zakk Wylde. Roland: Ihr habe doch alle keine Ahnung! Randy Roads muss her. Chris & Wolfgang: Einspruch! Als Zakk Wylde mit seinen 20 Lenzen plötzlich in Ozzys Band aufgetaucht ist, waren wir doch alle total geplättet. Nicht umsonst hängt sein Poster hier im Proberaum.

Saxon

Wolfgang: 747 (Strangers In The Night). Den Song sollten wir mal in ganzer Länge spielen und nicht nur als Teil von unserem Saxon-Medley. Biff ist legendär. Der Mann bringt konstant gute Leistung und daher würde ich ihn tatsächlich im hier und jetzt auf die Bühne bitten wollen.

Wenn wir in der Zeitmaschine bleiben. Ihr hättet die Möglichkeit in die 80er Jahre zu reisen und bei den Aufnahmen zu einem der Alben aus dieser Zeit mitzuspielen. Wo ginge es hin?

Roland: Zurück ins Jahr 1986. Zu Iron Maiden und deren Studiozeit zu Somewhere in Time. Mit Abstand das beste Album der Briten.
Nick: Ich wäre auch bei Iron Maiden, mag aber eher etwas Früheres und sage Number of the Beast.
Chris: Aller guten Dinge sind Drei und auch für mich ginge es zu Iron Maiden ins Studio. Die Aufnahmen zum Powerslave Album waren auf den Bahamas. Das war bestimmt angenehm.
Wolfgang: Holy Diver von Dio. Auf dem Solodebüt von Ronnie James Dio die Chöre und Backing Vocals mit einzusingen, das wäre traumhaft.

Ihr spielt die Songs möglichst originalgetreu. Gibt es trotzdem Parts oder Arrangements, die ihr gerne etwas anders gestalten würdet.

Vrön
: Als Tribute-Band sind wir schon sehr an die ursprüngliche Studioversion des jeweiligen Songs gebunden Das haben die Leute im Ohr und wollen das auch so hören. Davon abzuschweifen oder auch nur eine alternative Versionen davon zu bringen, würde nicht gut ankommen. Zu welchem Trick war aber manchmal greifen, sind unsere Medleys. Hier kann man – wenn es gut für uns läuft – um den ein oder anderen verzwickten Part rumkommen.
Roland: Aber bei einem Medley muss die Zusammenstellung stimmen. Wenn die Songs nicht gut in einander übergehen kann das auch mächtig in die Hose gehen. So ein Medley ist verdammt viel Arbeit
Wolfgang: Man muss realistisch sein, mit sich und mit seinen eigenen Fähigkeiten. Bei den Bands sind Musiker am Start, die Spielen oder Singen wie von einem anderen Stern. Da kommen wir auch mit noch so viel Mühe nicht hin, diese Leistung eins zu eins nachzuspielen . Also heißt es authentisch bleiben, nicht peinlich werden und die eigenen Grenzen würdig anerkennen. Und da ist es wurscht, dass die Jungs und Mädels das Zeug heute vielleicht auch nicht mehr 100prozentig bringen. Sie haben es damals in dieser Qualität eingespielt und aufgenommen und somit ist das die Ziellinie.
Chris: Selbst in einem vermeintlich einfachen Songs steckt jede Menge Arbeit und Üben dringen. Ich habe schon den Anspruch nichts zu vereinfachen. Wir schütteln das nicht mal eben aus dem Handgelenk. 80 bis 100 Stunden kann es durchaus dauern, bis alles richtig sitzt. Das wird oft übersehen, da die Fans nur das Ergebnis sehen.

Die meisten von euch spielen parallel noch in anderen Bands. Zum Teil sind das auch Coverbands. Könnt ihr dabei die jeweiligen Repertoires immer sortenrein auseinanderhalten?

Nick: da ist es für mich schon wichtig, dass wir die Songs, die sich in meinen Bands überschneiden, hier und da exakt gleich spielen. Zum Beispiel muss Iron Fist bei Maidenhead genau gleich vom Ablauf sein wie bei Motörblock (>Homepage). Sonst ist das Risiko der Verwirrung zu groß.
Vrön: Bei mir ist es eher die Frage der Energie, mit der ich das Schlagzeug bearbeite oder bearbeiten kann. Wenn ich mit den KiKis (>Homepage) oder den Aerochicks (>Homepage )  gespielt habe und dann wieder in diesen Proberaum komme, dann wundern sich die Herren durchaus über meine dezente Spielweise. Da muss ich erst wieder auf high voltage Rock’n’Roll umstellen.
Nick: Wir variieren unser Programm von Gig zu Gig und spielen grundsätzlich keine Setlist zweimal. Mittlerweile haben wir 100 Songs im Programm und wechseln ständig ab. Da kann gar keine Routine aufkommen und die Konzentration ist immer hoch.

Wenn ihr nochmal auf den Auftritt im Deutschen Theater und dem beim Bavarian Metalheadz Festival zurückblickt. Was bleibt euch in Erinnerung?

Vrön: Unsere Prämisse ist, dass wir alles zumindest einmal mitmachen. Auch wenn es vielleicht ein Schmarrn ist oder sich hinterher als solcher erweist. Oder es ist cool und dann machen wir es auch gerne noch ein weiters mal.
Wolfgang: Unser Auftritt beim Bavarian Metal Headz Open Air war eher so eine Herzensangelegenheit. Ich mag das Festival einfach. Im Jahr 2015 habe ich dort mit meiner Band Reverend Hound (> Homepage) gespielt und ich weiß, dass man dort auch schon um 10 Uhr früh seinen Spaß haben kann.
Vrön: Der Auftritt bei der Rock Memories Reihe im Deutschen Theater war das erste Mal, dass wir in einem voll bestuhlten Saal gespielt haben. Und es war wahrscheinlich unser Spinal Tab Moment. Wir haben uns erstmal hinter der Bühne verlaufen. Das Theater ist unglaublich groß und hat zig Etagen und Räume.
Nick: Als wir am Venue ankamen, wurden uns sage und schreibe sieben Backstage Räume zugewiesen. An sieben Türen hingen Schilder mit unserem Namen, verrückt! Letztlich waren wir alle fünf in einem Raum und unser Maskottchen hatte seinen eigenen. Was hinter den anderen Türen passiert ist, werden wir wohl nie erfahren.
Wolfgang: Es geht uns darum viel Spaß zu haben und neue Leute zu treffen und spannende Locations kennen zu lernen. Ein für mich war sehr beeindruckender Momente war, als wir unseren 6ten Geburtstag mit einem Konzert im Backstage gefeiert haben. Wir hatten wieder die Halle gebucht und auf einem mal hieß es: ausverkauft. An dem Abend haben 550 Leute wegen und mit uns gefeiert. Das hat mich schon umgehauen. Damit hätte ich nie gerechnet.

In Zeiten endlos langer Spotify-Playlisten ist es schwer, sich auf das Essenzielle zu konzentrieren. Wenn ihr einen klassischen LP-Sampler zusammenstellen dürftet, was muss unbedingt drauf? Was landet auf der A und was auf der B Seite?

Wolfgang: Als ganz großer Yngwie Malmsteen Fan, der ich nun mal bin, kommt von mir ein Song des Schwedens auf die A-Seite. Die Sänger die er am Start hatte, waren einfach Weltklasse.
Chris: Judas Priest muss auf die A-Seite. Das ist der Inbegriff des Heavy Metal. Und hier greift auch ein späterer Song. Painkiller kommt von mir auf Seite A .
Roland: Kurz und Schmerzlos. Number of The Beast von Iron Maiden auf die A-Seite.
Nick: Crazy Train von Ozzys Solodebüt Blizzard Of Oz ist schon Wahnsinn oder Suicide Solution. Beides A-Seiten Qualität.
Roland: Was mir persönlich wichtig wären, sind die Scorpions. Blackout ist ikonisch. Und kommt auf die B-Seite.
Vrön: Ein Song von Metallica muss auch sein. Seek and Destroy war damals auf der B-Seite von der Kill em All und kommt euch hier auf die B-Seite.
Chris: Ohne Motörhead ist so ein Sampler natürlich nur halb so viel Wert. Also muss was von Lemmy mit drauf. Nehmen wir den großen Klassiker Ace Of Spades.


Im Anschluss lässt sich die Band noch eine wenig bei ihrer Probe über die Schulter schauen und spielt die Songs, die für das Jubiläum brandneu ins Repertoire aufgenommen worden sind. Und so viel darf curt verraten, Maidenhead sind bei der Wahl höchste geschmackssicher und qualitätsbewusst vorgegangen. Alles weitere dann am 01. Dezember im Backstage. Wir sehen uns.

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Maidenhead > Hompage – 10 Jahre Jubiläumsshow + Special Guest Mad Sabbath > Facebook // 01.12.2023 // Backstage Halle // Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr // VVK: 25,80 Euro + Gebühr