VERLOSUNG // Seit Jahren schon feiern der Moderator Dave Skylark (James Franco) und sein Redakteur Aaron Rapaport (Seth Rogen) mit der Promi-Talkshow „Skylark Tonight“ enorme Erfolge: Die Stars gehen bei ihnen ein und aus, plaudern kräftig aus dem Nähkästchen, ein Millionenpublikum sieht ihnen dabei zu. Nur Respekt, der wird ihnen verwehrt, zu oberflächlich seien die Sendungen, so die Meinung der Kollegen. Als sie erfahren, dass ausgerechnet der nordkoreanische Herrscher Kim Jong-un (Randall Park) ein großer Fan der Show ist, ist die große Chance gekommen, es den Kritikern zu zeigen, denn dieser bietet Dave ein Exklusivinterview an. Die beiden sind hoch erfreut, das CIA ist es auch, bietet sich so doch die Möglichkeit, an den schwer fassbaren Diktator heranzukommen. Und so steht plötzlich die Agentin Lacey (Lizzy Caplan) vor der Tür, mit einem unfassbaren Auftrag in der Tasche: Dave und Aaron sollen Kim töten und damit für Weltfrieden sorgen.
Je zurückgezogener ein Mensch lebt, umso starker brodelt die Gerüchteküche. Allein deshalb schon ist Kim Jong-un ein dankbares Thema für eine Komödie, denn von den vielen Geschichten, die über den Führer Nordkoreas verbreitet werden, ist eine kurioser als die andere. Hat er wirklich einen Minister hinrichten lassen, weil dieser während einer Veranstaltung eingeschlafen ist? Und stimmt es, dass er einen Wutanfall bekam, weil es auf einer Schildkrötenfarm keinen Hummer gab? In „The Interview“ jedoch steht eine ganz andere Frage im Raum: Hat der oberste Führer ein Poloch oder nicht? Das wiederum zeigt die Marschrichtung des Humors an: Intellektuell ist hier fast nichts, dafür gibt es pubertären Fäkalhumor in rauen Mengen.
Schon in „Das ist das Ende“ demonstrierte das Kreativgespann Seth Rogen und Evan Goldberg zusammen mit Hauptdarsteller James Franco eine große Vorliebe für einen derb-absurden Humor, gekoppelt mit einer Menge Selbstironie. Und diese Kombination setzt sich in „The Interview“ nahtlos fort. Ganz so stark wie im „Vorgänger“ zündet das Gagfeuerwerk dieses Mal nicht, zum Ende hin geht der Komödie zwar etwas die Luft aus, manche der Witze wiederholen sich auch zu oft. Doch dazwischen tummeln sich einige herrlich blöde Einfälle, bei denen man selbst wieder nach Herzenslust zum Teenager mutieren darf. Da der sonst oft in abgehobene Filmexperimente verliebte James Franco hier den etwas minderbemittelten Clown gibt, bringt dem Film zusätzliche Sympathiepunkte ein, gleiches gilt für die Seitenhiebe auf Hollywood und debile Talkshows.
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Insgesamt hätte der Satireteil dennoch deutlich stärker ausfallen dürfen, nach einem bitterbösen Einstieg wird „The Interview“ deutlich harm- und belangloser. Die große Kontroverse um den Film, die vor dem Kinostart herrschte, einen spektakulären Hackerangriff zur Folge hatte und in die sich selbst ranghohe Politiker einschalteten, hätte es daher gar nicht gebraucht dafür ist die Komödie dann doch zu dümmlich. Wer den dadurch entstandenen Hype und Medienrummel aber einmal außen vorlässt und einfach nur mal wieder über völligen Blödsinn lachen möchte, der hat hier mehr als genug Gründe.
Fazit: Und die Moral von der Geschicht: Auch ein Diktator muss mal aufs Klo. Trotz des Medienrummels ist „The Interview“ eine recht harmlose Komödie, die kaum satirische Ansätze verfolgt. Witzig ist die Nordkoreakomödie aber schon, zumindest wenn man sich nicht an dem derb-pubertären Humor stört.
Wertung: 7 von 10
Regie: Seth Rogen, Evan Goldberg; Darsteller: James Franco, Seth Rogen, Lizzy Caplan, Randall Park; VÖ: 5. Juni 2015
Wer den Film noch nicht gesehen hat oder ein zweites Mal nach Nordkorea reisen möchte, darf auf unsere Glücksfee hoffen, die eine DVD für euch im Verlosungsbeutel hat. Schickt uns eine Mail mit Name, Anschrift und Betreff „The Interview Gewinnspiel“ an ichwillgewinnen@curt.de und ihr seid dabei.