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Im Kino: Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste

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Ja, der Filmtitel ist echt und ernst gemeint. Und er ist nicht der einzige Grund, sich diese exzentrische Mischung aus Satire und Dokumentation einmal anzuschauen.

Marktplatz der Eitelkeiten: Wenn bei den Filmfestspielen von Cannes einmal im Jahr die filmische Prominenz zusammenkommt, dann um zu sehen und gesehen zu werden. Und auch zu verkaufen. Als Isabell Šuba (Anne Haug) mit ihrem Kurzfilm „Chica XX Mujer“ nach Südfrankreich eingeladen wird, will sie die Gunst der Stunde nutzen, um auch gleich einen Interessenten zu finden, der ihren nächsten geplanten Film finanziert. Doch dabei geht alles schief: Ein geplantes Interview platzt, sie kommt nicht auf eine wichtige Veranstaltung und zu allem Überfluss hat ihr Produzent David (Matthias Weidenhöfer) ungefragt Untermieter in ihrem Apartment untergebracht.

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Die große Besonderheit von „Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“ ist weniger der Inhalt, sondern vielmehr, wie der zustande gekommen ist. Isabell Šuba gibt es tatsächlich und sie wurde auch wirklich nach Cannes eingeladen. Nur trat sie dort nicht selbst auf, sondern ließ sich von einer Schauspielerin verkörpern und dabei filmen, während sie selbst unter einem anderen Namen anreiste. Und um das Chaos komplett zu machen: Matthias Weidenhöfer ist tatsächlich Produzent, nur heißt er eben nicht David und tritt im wahren Leben – so wäre es zumindest zu hoffen – souveräner aus, als es der machohafte, wenig zuverlässige David tut.

Warum die Scharade? Der Titel verrät es: Bei aller selbstüberzeugter Noblesse, Cannes ist nicht mehr als ein Viehmarkt im Glitzerfummel. So ist der Wettbewerb fest in Männerhand, Regisseurinnen sind dort kaum zu sehen. Dafür haben die Frauen einen festen Platz auf dem roten Teppich, dürfen dort tiefe Einblicke ins Dekolleté gewähren, während sich das Drumherum betont seriös gibt. Material für eine Satire gibt das altehrwürdige Filmfestival also allemal her. Über die bloße Erwähnung des Misstandes hinaus hat „Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“ jedoch nur wenig zu dem Thema beizutragen. Warum Frauen dort unterrepräsentiert sind, wird ebenso wenig verraten wie wer die Schuld daran trägt oder wie man die Situation verbessern könnte.

Stattdessen dürfen wir einen Großteil des Films mitansehen, wie Isabell und David sich streiten. Das ist anfangs noch recht witzig, wird mit der Zeit aber nur noch anstrengend, zumal sich auch nicht ganz erschließt, weshalb die beiden überhaupt zusammenarbeiten. Vor allem Isabell zeigt sich vom ersten Moment an als aggressive, wenig sympathische Dauernörglerin. Spannender ist es, wenn das Chaotenduo auf den Rest des Filmbetriebs stößt, sei es bei Interviews oder dem Versuch, eine Westernkomödie zu pitchen. Ob die Szenen echt sind, also Sketche mit einem realen Umfeld gespielt werden oder ob auch das ein abgekartetes Spiel ist, das verrät Šuba nicht – weder die echte, noch die falsche. Doch das macht den Charme des Films aus, der Cannes eben als große Selbstinszenierung entlarven wollte.

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Fazit: Frauen dienen bei den Filmfestspielen von Cannes als reines Anschauungsobjekt: Von dieser These ausgehend drehte Isabell Šuba einen interessanten Film über das Filmgeschäft, der die Grenzen von Fiktion und Dokumentation geschickt verwischt, sich aber zu sehr mit seinen beiden Hauptfiguren aufhält.

Wertung: 7 von 10

TEXT: OLIVER ARMKNECHT