7 Millionen Zuschauer für „Fack Ju Göhte“? Ja, das ist schon ordentlich. Und doch verblasst das gegen die knapp 11 Millionen, die „Monsieur Claude und seine Töchter“ ins Kino gelockt hat – und das nur in Frankreich, wohlgemerkt.
Alles haben Claude (Christian Clavier) und Marie Verneuil (Chantal Lauby) für ihre vier Töchter getan und gemacht. Aber wird es ihnen gedankt? Nein, natürlich nicht. Einen netten, französischen und katholischen Mann hatten sie sich für jede gewünscht. Aber keine von denen denkt daran, diesen Wunsch zu erfüllen. Ségolène (Emilie Caen) heiratet den Chinesen Chao (Frédéric Chau), Isabelle (Frédérique Bel) sucht sich den Muslim Rachid (Medi Sadoun) aus, Odile (Julia Piaton) wiederum nimmt den Juden David (Ary Abittan) zum Mann. Für das wohlhabende, konservative Paar ist das natürlich eine Katastrophe. Und gerade, als die beiden auf dem besten Weg sind, sich damit abzufinden, lässt die jüngste Tochter Laure (Elodie Fontan) – die letzte Hoffnung der Verneuils – die Bombe platzen: Ihr Verlobter Charles (Noom Diawara) ist schwarz.
Der Originaltitel „Qu’est-ce qu’on a fait au Bon Dieu?“ – zu Deutsch: Was haben wir dem lieben Gott angetan? – verrät schon, dass neben bekannten Culture-Clash-Elementen auch die Religion Grundlage zahlreicher Gags sein wird. Und wie so oft bei französischen Komödien braucht man hier auf Gnade nicht zu hoffen, mit einer herrlich unverkrampften Einstellung bekommen sie hier alle ihr Fett ab: die Juden und Araber, Asiaten und Schwarze. Und die Franzosen natürlich, sofern man von „den“ Franzosen überhaupt sprechen kann, denn so ganz nebenbei wird auch die Identitätsfrage gestellt. Was macht einen Franzosen überhaupt aus? Das Aussehen? Der Glauben? Die Inbrunst, mit der die „Marseillaise“ gesungen werden kann?
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Antworten auf diese Fragen braucht man hier jedoch keine zu erwarten, mehr als nette Unterhaltung hatte Philippe de Chauveron gar nicht vor. Vor allem bei den Figuren täuscht der Regisseur und Ko-Autor nicht einmal vor, tiefer gehende Ambitionen zu hegen. Chao, Rachid und David sind nicht viel mehr als wandelnde Klischees, deren Ehefrauen nicht einmal das: Auch nach anderthalb Stunden kann sich kaum merken, wer von ihnen eigentlich mit welchem Mann zusammen ist, so austauschbar sind sie.
Doch nicht sie stehen im Vordergrund, sondern eben ihre Eltern, die regelmäßig an den Entscheidungen ihrer Töchter verzweifeln. Das alleine wäre schon amüsant gewesen. Doch hier kommt noch hinzu, dass auch die anderen Familienmitglieder im Dauerclinch sind. Mal bekriegen sich der Jude und der Moslem, dann verbündet man sich gegen den Chinesen. Und spätestens, wenn Charles’ nicht minder bornierter und rassistisch veranlagter Vater André (Pascal Nzonzi) auftaucht, bleibt ohnehin kein Auge mehr trocken. Originell ist nicht viel davon, zum Ende hin wird der Film auch noch etwas rührselig. Aber angesichts der hohen Gagdichte verzeiht man das schnell. Wer also noch auf der Suche nach einer luftig-leichten Sommerkomödie ist, die es dennoch nicht an Biss vermissen lässt, darf schon einmal das Eintrittsticket lösen.
Fazit: Auch wenn die Bestandteile nicht sonderlich originell sind und die Figuren komplett ohne Tiefe bleiben, ist das politisch unkorrekte „Monsieur Claude und seine Töchter“ schon jetzt eine der besten Komödien dieses Sommers.
Wertung: 8 von 10
TEXT: Oliver Armknecht