WM? Wo? Wer die Nase voll hat von Fußball und lieber wieder ins Kino will, der darf sich auch diese Woche über diverse Neustarts freuen. Drei davon haben wir uns vorab schon einmal für euch angesehen. Und interessante Preise könnt ihr auch noch gewinnen.
„Die Mamba“
Auf einer Party sorgt man mit diesem Beruf mit Sicherheit für Gesprächsstoff: Sound Designer, das klingt nach Hollywood und Glamour. Doch glamourös ist im Leben von Hossein Sarivi (Michael Niavarani) nur wenig. Er arbeitet in einer Keksfabrik und ist für das knackende Geräusch zuständig, das beim Biss in einen Keks entsteht. Als er dieses noch weiter verbessern will und eine kleine Prise Zement zur Hilfe nimmt, endet das in einer Katastrophe und der fristlosen Kündigung. Aber da warten noch viel größere Probleme auf den etwas einfach gestrickten Exilperser, hat er doch eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem internationalen Topterroristen „Die Mamba“ (ebenfalls Niavarani). Als es bei einem harmlosen Zoobesuch zu einer folgenschweren Verwechslung kommt, darf er im Auftrag einer russischen Verbrecherbande bis ins ferne Casablanca reisen, um mit der gefährlichen Sherazade (Melika Foroutan) ein Attentat zu verüben – wovon Hossein nichts ahnt.
[display_video youtube=pTH-3yjRjLg]
Schon der charmante Zeichentrickvorspann verrät, wer hier Pate gestanden hat: „Der rosarote Panther“ und vergleichbare Krimikomödien bzw. -parodien. Doch das Ergebnis ist oft etwas altbacken: Wenn zum Beispiel die beiden Doppelgänger später doch noch aufeinandertreffen und der eine so tut, als wäre er das Spiegelbild des anderen, war das vor fünfzig Jahren sicherlich noch witzig. Heute, mehrere Dutzend Wiederholungen später, wirkt das nur noch müde. Und auch sonst begnügte man sich mit Witzen aus dem Familienalbum: nett, bewährt, aber harmlos. Doch es gibt auch Positives: Die erste Szene mit Hossein erinnert sicher nicht zufällig an einen alten Loriot-Sketch und ist auch recht witzig geworden, nicht zuletzt dank eines Gastauftritts der bayerischen Kabarettistin Monika Gruber. Und Christoph Maria Herbst als Agent mit Zwangsneurosen sieht man immer gerne bei der Arbeit zu. Zu guter Letzt nimmt sogar der Humor eine deutlich dunklere Farbe an. Doch das alles reicht nicht aus, um „Die Mamba“ wirklich über Durchschnittsniveau hinwegschlängeln zu lassen.
Wertung: 5 von 10
Regie: Ali Samadi Ahadi; Darsteller: Michael Niavarani, Proschat Madani, Melika Foroutan, Christoph Maria Herbst; Kinostart: 3. Juli 2014
„Große Jungs“
Auch wenn er mit seinen 30 Jahren längst fest im Leben stehen sollte, hält Thomas (Max Boublil) unbeirrt an seinem Jugendtraum fest, ein berühmter Sänger zu werden. Erst als er Lola (Mélanie Bernier) kennen und lieben lernt, sie sogar heiraten möchte, beschließt er sesshaft zu werden und doch einen normalen Beruf auszuüben. Sesshaft ist sein Schwiegervater in spe, Gilbert (Alain Chabat), schon lange. Tatsächlich hat er so viel Zeit für seine Firma geopfert, dass er nicht mehr weiß, wie er sich nach dessen Verkauf die Zeit vertreiben soll. Als Gilbert ankündigt, genug vom ruhigen Nichtstun zu haben, bringt er nicht nur das Leben seiner Frau Suzanne (Sandrine Kiberlain) durcheinander, sondern auch das seiner Tochter. Schließlich will er alles dafür tun, damit Thomas nicht auch den Zwängen eines „normalen“ Lebens erliegt.
[display_video youtube=PPEsaKV4i4c]
Die vier Hauptfiguren sind gut besetzt, die ungewöhnliche Beziehung zwischen Thomas und Lola sorgt gerade zu Beginn für viele Sympathiepunkte. Und ausgewachsene Männer, die ihre kindliche Seite entdecken, sind sowieso immer unterhaltsam. Dazu gibt es noch einige gelungene Seitenhiebe auf das seichte Musikgeschäft und einen Gastauftritt des Punkrock-Altstars Iggy Pop. Während „Große Jungs“ so in der ersten Hälfte eine Menge Spaß macht, verflacht der mit der Zeit zunehmend. Ein Grund ist, dass der Film doch sehr auf seine beiden männlichen Protagonisten zugeschnitten ist und für die beiden Frauenrollen kaum Platz ist. Hier ein bisschen mehr zu investieren, hätte sicher nicht geschadet, um im Zwischenmenschlichen etwas Spannung aufzubauen. Das fällt vor allem deshalb auf, weil auch bei der Geschichte kaum mehr etwas Erwähnenswertes passiert. Gerade im letzten Drittel plätschert die französische Komödie vor sich hin, unaufgeregt und sehr vorhersehbar. Erst ganz zum Schluss wird dann wieder ein bisschen angezogen, so komisch wie der wirklich gelungene Anfang wird es aber nur noch selten.
Wertung: 6 von 10
Regie: Anthony Marciano; Darsteller: Alain Chabat, Max Boublil, Mélanie Bernier, Sandrine Kiberlain; Kinostart: 3. Juli 2014
„Nebenwege“
„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“
Auf die gläubige Hilde (Christine Ostermayer) trifft das nicht so ganz zu. Die sieht mit ihren strohweißen Haaren nicht nur ein bisschen so aus wie ein Schäfchen, ein wenig Führung von oben würde der demenzkranken Rentnerin nicht schaden. So aber lebt sie allein in ihrem kleinen Häuschen, vergisst ständig, was sie sagen wollte, und erkennt auch ihren Sohn Richard (Roeland Wiesnekker) und Enkelin Marie (Lola Dockhorn) nicht, als diese vor ihr stehen. Für Richard steht daher fest: Seine Mutter muss ins Heim. Die will davon aber nichts wissen, läuft lieber davon, um im 100 Kilometer entfernten Altötting zu der schwarzen Madonna zu beten. Jeder Versuch, sie vom Irrsinn dieser Wallfahrt zu überzeugen, scheitert. Richard und Marie haben also keine andere Wahl, sie müssen die alte Dame begleiten. Auf die Weise können die beiden nicht nur ein Auge auf Hilde haben, sondern auch ein wenig an ihrer eigenen verkorksten Beziehung arbeiten.
[display_video youtube=QGI2D3Idm0c]
Wie geht man mit liebgewonnenen Menschen um, die zunehmend in ihrem eigenen Kopf verloren gehen? Dass Richard und Marie mit dieser Frage anfangs heillos überfordert sind, ist nachvollziehbar und auch glaubwürdig gespielt. Später stiehlt sich „Nebenwege“ etwas aus der Verantwortung: Eine Antwort wird nicht gegeben, man begnügt sich mit leichten Wohlfühlelementen. Während an der Stelle dem großen Drama aus dem Weg gegangen wird, fügte Regisseur und Drehbuchautor Michael Ammann dieses in Form von tragischen Ereignissen und Geheimnissen an anderer Stelle wieder ein. Gebraucht hätte es das nicht, da hätte ruhig mehr auf die eigentliche Geschichte hätte vertraut werden dürfen. Da diese Momente aber sparsam eingesetzt werden und nie zum Mittelpunkt aufgebauscht werden, lässt sich darüber hinwegsehen. Auch ein bisschen mehr Eigenständigkeit wäre nicht verkehrt gewesen, viele Situationen kommen einem doch recht bekannt vor, die Figuren ebenso. Doch trotz der Kritikpunkte ist die Tragikomödie ganz schön geworden, mit einigen rührenden Momenten.
Wertung: 6 von 10
Regie: Michael Ammann; Darsteller: Roeland Wiesnekker, Christine Ostermayer, Lola Dockhorn; Kinostart: 3. Juli 2014
**************************************
Gewinnspiel:
Wer nach „Die Mamba“ selbst einmal ein bisschen Agent spielen möchte, für den haben wir in unserem heutigen Verlosungstopf etwas ganz Besonderes versteckt: 3 Exemplare des Buches „Das einzig wahre Handbuch für Agenten“ von Keith Melton und Robert Wallace.
Darin wird verraten, mit welchen Tricks die CIA in den 50ern arbeiten sollte. Um eines davon abzustauben, schreibt uns eine Mail mit Betreff „Mamba“, Name und Anschrift an willhaben@curt.de. Die heutige Preisfrage: Welchen Agententrick würdet ihr gerne können?
Unser Gewinnspiel ist beendet, die Bücher wurden versandt!
TEXT: Oliver Armknecht