Hacker-Pschorr’s Spezltour Vol. 2.
Es ist vielleicht eins der schönsten Gefühle. Dieses „Ja, schon ganz geil hier!“, das einen durchfährt, wenn man in die begeisterten Gesichter von zufriedenen Touristen oder Freunden aus anderen Städten blickt, denen man gerade seine Stadt näherbringen konnte. Ganz egal, ob man sie dabei zu einem echten Geheimtipp geführt oder ihnen ein paar historische Fakten erzählt hat – ein bisschen Stolz, ein bisschen eigene Neugier und dieses gute Gefühl, doch ganz gut aufgehoben zu sein in dieser Stadt. Genau dieses Phänomen hat sich Hacker-Pschorr als traditionsreiche und in München tief verwurzelte Brauerei zunutze gemacht. Von Juni bis September stehen unter dem Namen „Spezltour“ nun ganz besondere Stadtviertel-Touren im Fokus, bei denen sowohl Ur-Bayern als auch „Zuagroaste“ ein wenig mehr von München kennenlernen. Und wer eignet sich besser für diese Blicke hinter die Stadtkulissen als echte Münchner Kindl?
Auf der nun zweiten Spezltour führte uns Comedian und Schauspieler Simon Pearce ganz persönlich durch sein Haidhausen. Im Gepäck? Ein paar Fläschchen Hacker-Pschorr und ein ganzes Bündel an Geschichten.
Simon wer? Simon Pearce, Mensch! Der 1981 geborene Tausendsassa und Sohn der Schauspielerin Christiane Blumhoff mit nigerianischen Wurzeln machte bereits 1995 von sich am Theater links der Isar von sich reden und dürfte eingefleischten Vereinsheimlern durch sein knapp 10 Jahre später erschienenes Solo-Programm „Allein unter Schwarzen“ wohlbekannt sein. Ja und wer ihn gar nicht kennt, hat ihn sicher das ein oder andere Mal im Dunstkreis des Harry G erspäht. Den offiziellen Abriss erspart uns Simon jedoch und wir gehen gleich ans Eingemachte.
Ihren Anfang findet die Spezltour an einem wunderschönen Sonnentag am Weißenburger Platz, also dem Herzstück Haidhausens. Beim ersten Kennenlernen der Teilnehmer machen sich auch gleich Simons Qualitäten als Entertainer bemerkbar. Wortwitz folgt auf Anekdote folgt auf schallend ironische Ohrfeigen. Und mit ihm folgen die Lacher. Das Eis ist gebrochen und mit Simon der wohl denkbar witzigste Stadtführer an unserer Spitze. Noch schnell ein Schluck Radler … Was, naturtrüb gibt’s des jetzt auch von Hacker? Schau an, the Rise of Gössser sei Dank, lecker ist’s in der Tat und los geht’s!
Nach nur wenigen Schritten haben wir auch gleich die Gelegenheit, tief in die Psyche des Comedians zu blicken, nämlich am Gemüseladen am Rosenheimer Platz. Hier findet Simon nicht nur was Gesundes für sein strahlendes Grinsen, sondern mit Inhaber Michi auch einen echten Leidensgenossen. Hier am Standl halten beide regelmäßig therapeutische Stammtische ab, denn beide sind Löwen-Fans und das mehr als Leidensfähige. Gemüsehändler und Therapeut in Personal-Union also.
Da die Weg-Halbe nur mit Obst und Gemüse schnell zur letzten wird, nimmt Simon Kurs zur zweiten Station, ehe wir an der Steinstraße auf halbem Weg kurz Rast machen. Denn hier schaut auch schon Frau Mama, Christine Blumhoff, aus dem Fenster und wird kurzerhand Teil der amüsierten „Spezlbagage“. Nächster Halt: Metzger Ignaz Vogl.
Mit Vogl, so Pearce, macht man nichts falsch und findet in der kleinen rund 60 Jahre alten Metzgerei nicht nur einen äußerst charmanten Metzger, sondern angeblich auch die beste Leberkassemmel Münchens. Ein stolzes Urteil, dem wir nicht völlig wiedersprechen können. Doch auch wie Simon haben wir noch lange nicht alle getestet, bei Ignaz aber zumindest ein waschechtes Original am Leberkas-Himmel kennengelernt.
Der nächste Schluck sitzt und gemütlichen Schrittes traben wir die Steinstraße bis zur Milchstraße entlang und biegen schließlich in die Wörthstraße ein. Nach bayerisch kulinarischen Höhenflügen will uns Simon, auf den ersten Blick ja selbst auch kein Ur-Bayer, in die Geheimnisse der Bavarian-Asian Fusion Kitchen einweihen. Kultstätte dieses irrwitzigen Ansatzes ist das renommierte bayerisch-japanische Wirtshaus Nomiya mit seinem Wirt Ferdinand Schuster, wo lokales Bier und alpenländlicher Flair auf Sushi-Rollen und Sake aneinandergeraten. „Kein Schmarrn!“, weiß Simon und wer schon einmal im Nomiya eingekehrt ist, weiß, warum er hier so gerne vorbeischaut. Griabiger Kamikaze-Style, der schmeckt!
Vorbei an kleinen pittoresken Stadthäuschen und früheren Arbeiterherbergen gelangen wir garniert mit erstklassiger Impro-Comedy aus dem Hause Pearce zum Wiener Platz. Dort wartet auch schon das bei den herrschenden Temperaturen erst als Fata Morgana, dann aber als lang ersehnte Bierkutsche bereitgestelltes Lastenfahrrad erwartet. Stilecht unter Eiswürfel verscharrt hält die mit Sonnenschein-Brigade gesegnete Fahrerin des selbigen die nächsten kühlen Hopfiges enthaltenden Glasmantelgeschosse für uns und die Spaßgranate Simon bereit.
Für die nächste Station nehmen wir etwas Anlauf und ein paar Schritte mehr auf uns, vorbei am Maximilianeum und dem Muffatwerk, der Isar folgend zu einer wahren Pilgerstätte für Pearce und Kollegen. Ein bisschen historisch darf’s schon sein auf so einer Spezltour und so hat das Geburtshaus des legendären Karl Valentin für Simon ganz besonderen Wert. Nur allzu gern lässt er sich unter Blitzlichtgewitter zur typischen Valentin-Pose hinreißen, doch seine Worte strotzen vor Respekt gegenüber dem Altmeister der beherzten Lachmuskel-Massage. From Munich with a laugh.
Dass an diesem heißen Tag der Flüssigkeitshaushalt gern ins Schwanken kommt, weiß Simon als echter Münchner besser als jeder Preiß und so machen wir uns schleunigst auf den Weg zur letzten Station der zweiten Spezltour. Und auch die könnte typischer und ihr Ruf nicht vorauseilender sein. Eine wahre Perle im schönen Haidhausen und eine absolute Kult-Institution ist das Johannis Café am Johannisplatz 15, oder wie es die Insider nennen „Bei Olaf“. Wer das Boazn- Café kennt, weiß, was einen erwartet, oder eben auch nicht. Denn die Tage bei Olaf sind unberechenbar wie legendär und alles ist möglich. An kaum einem anderen Ort lässt es sich so herrlich zwischen Geschäftsmännern, Studenten, Kreativen und Verhauenen so ausgelassen bis in die frühen Morgenstunden schnapseln und deftig essen. Favoriten sind neben Pizza und Kasspatzen natürlich die Schinkennudeln sowie die reichhaltige Auswahl an Wurstwaren mit Senf. Und die sind nach dem Flächenbombardement aus Gags und Münchner Weisheiten auch dringend nötig.
Heißhunger, Durst und die aberwitzigen Geschichten von Simon lassen Stunden wie Minuten vergehen und auch wir sind schließlich versackt. Nie süßer, nie witziger und das im schönen Haidhausen.
Das Loblied, das Simon auf Haidhausen und die Au singt, pfeifen wir spätestens seit dieser Spezltour fröhlich mit und fanden das, wonach sich viele Großstädter sehnen: dörfliches Idyll meets Gemütlichkeit. In Haidhausen hat man hat stets das Gefühl, es kennt sich ein jeder hier, kommt zusammen, trinkt ein Bier und genießt die Entschleunigung. So ist es auch nicht verwunderlich, dass uns der ein oder andere auf dieser Tour auch in einer der nächsten Stationen wieder ein Lächeln schenkte. Doch bei allem Witz hat sich auch Simon nach einigen Attacken aufgrund seiner Wurzeln zu Wort gemeldet. Sein damaliger Aufruf „An alle Münchner, die glauben, in einer toleranten Stadt zu leben“ macht auch am Tisch unter vier Augen betroffen und erinnert daran, dass es bei aller Gemütlichkeit und Gerstensaft nach wie vor auch Probleme gibt. Nicht zuletzt wegen dieser Botschaft gepaart mit seiner spitzen Zunge ist Simon Pearce auch hinter seinem Lächeln nicht nur ein echter „Spezl“, sondern auch einer der wichtigsten Köpfe der jungen Münchner Szene. Darauf ein Prost, auf uns Spezl und den Blick hinter die Fassaden und Kulissen.
Wer Simon Pearce in München live erleben will, der hat am 04.10. die Gelegenheit. Denn da feiert sein neues Programm „Pea(r)ce on Earth“ im Lustspielhaus Premiere. Hingehen!
Über die nächsten beiden Spezltouren by Hacker-Pschorr kann man sich hier informieren. Next stop: Stefhan Dettl zeigt sein Chiemgau.
Fotos: Achim Schmidt > Homepage