Helge Schneider DVD Rezension curt München

Auf DVD/Blu-ray: Helge Schneider im Doppelpack

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Lange haben Fans von Helge Schneider darauf warten müssen, dass die selbsternannte „singende Herrentorte“ mal wieder einen Film dreht. Letztes Jahr war es dann so weit und seine bekannte Figur 00 Schneider kehrte in die Kinos zurück. Diese Tage erscheint die Komödie für die heimischen vier Wände, zeitgleich wird auch „Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm“ neu aufgelegt. Grund genug, sich beide einmal genauer anzusehen.

„00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“
Viel geändert hat sich nicht in den fast zwanzig Jahren seit „00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter“. Kommissar Roy Schneider mag älter geworden sein, trägt aber noch immer einen Trenchcoat, der damals schon nicht mehr zeitgemäß aussah, seine bevorzugte Waffe ist nach wie vor sein brillanter Verstand, mit dem er Jagd auf kuriose Verbrecher macht. Zwei sind es diesmal, die das heimische Mühlheim in Angst und Schrecken versetzt: ein gefährlicher Sexualverbrecher und der frisch getürmte deutsch-türkisch-belgische Meisterverbrecher Jean-Claude Pillemann, auch Eidechse genannt, weil er seine Opfer mit einer ätzenden Flüssigkeit bespuckt. Und auch privat hat der erfahrene Polizist einiges zu tun, der unangekündigte Besuch seiner amerikanischen Tante Tyree bringt ein ganz schönes Chaos mit sich.

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Das verspricht so einiges an Handlung, doch wer Schneiders frühere Filme kennt, weiß dass es sich dabei mehr um die Parodie einer Geschichte handelt. Viel passieren tut auch hier nicht, der Charme von „00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“ liegt eher in dem bewussten Verzicht auf alles, was wir gemeinhin von einem guten Film erwarten. Da werden Szenen aneinandergereiht, die weder miteinander noch mit dem Plot etwas zu tun haben. Die Rollen werden größtenteils von Laien übernommen, die nicht einmal so tun, als wären sie Schauspieler. Und auch die Männer in schlecht aufgemachten Frauenverkleidungen dürfen nicht fehlen. Am besten fährt auch bei Schneiders neustem, wer Absurditäten zu schätzen weiß. Wenn Kommissar Schneider bei einer Abkürzung durch die Stadt auf einmal in den Bergen ist oder eines der Opfer regungslos auf dem Boden liegen bleiben soll, damit der Tatort nicht verändert wird – da darf man schon einmal schmunzeln. Laut gelacht wird bei Schneider hingegen traditionell wenig, dafür fehlt es an Pointen im eigentlichen Sinn, oft genug passiert streng genommen auch nichts.
Wertung: 5 von 10

Regie: Helge Schneider; Darsteller: Helge Schneider, Rocko Schamoni, Tyree Glenn Jr.; VÖ: 11. April 2014

„Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm“
Langeweile? Nein, das ist ein Gefühl, das Teddy Schu sicher nicht kennt. Immer auf Achse, immer was zu tun. Früh morgens beginnt der Tag mit Zeitungsaustragen, später ist er an seinem Fischstand zu finden oder auch mal in den Schlafzimmern der Damen, wenn er unter dem Namen Rodriguez Faszanatas für die Agentur Señora Fuck unterwegs ist. Abends wiederum vertreibt er sich die Zeit mit Auftritten in einem Jazzclub, begleitet von seinen Freunden Steinberg und Howard. Doch trotz dieser Dauerbeschäftigung ist auch Glück nicht unbedingt das Wort, mit dem man Teddys Leben beschreiben würde. Die Ehe mit Jaqueline kriselt und auch das mit der Musikkarriere will nicht so recht klappen. Der Jazzclub steht kurz vor dem Bankrott. Wenn sich nicht bald was tut, muss der Laden geschlossen werden.

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In keiner anderen Musikrichtung hat Improvisation wohl eine vergleichbare große Bedeutung wie beim Jazz. Dass das Multitalent Helge Schneider, selbst ein großer Anhänger dieser Musik, bei seinen Filmen auf diese Technik zurückgreift, ist da nicht weiter verwunderlich. Und wenn er einen Film dreht, der zum Großteil eben diese Musik zum Inhalt hat, ist klar: Drehbuch, roter Faden, richtige Dialoge – nichts davon ist hier zu finden, dafür umso mehr alberner Nonsens und neurotische Absurdität. Das ist mal geglückt, oft aber auch langweilig. Eine reine Komödie sollte der Film aber wohl auch gar nicht sein, da ist auch immer etwas Melancholisches. Und dieses Gefühl kommt nicht von ungefähr: Jahrelang hatte Schneider schon einen Film darüber drehen wollen, wie es war, als er vor seinem Durchbruch durch Bars und Clubs tingelte, getrieben nur von seiner Liebe zur Jazzmusik. Wer die teilt, darf sich über die zahlreichen und virtuos gespielten Musikeinlagen freuen.
Wertung: 5 von 10

Regie: Helge Schneider; Darsteller: Helge Schneider, Susanne Bredehöft, Jimmy Woode, Pete York; VÖ: 11. April 2014

TEXT: Oliver Armknecht