Paranoia DVD curt München Rezension

Auf DVD/Blu-ray: Paranoia – Riskantes Spiel

/

Dem eigenen Chef vorzuwerfen, er habe keine Ahnung von dem, was er tut, ist selten eine schlaue Idee. Wenn besagter Chef auch noch der Vorsitzende eines Multi-Milliarden-Technikunternehmens ist und man den Vorwurf vor versammelter Mannschaft loswird, darf man sich nicht wundern, wenn man ein paar Minuten später auf der Straße sitzt.

Paranoia DVD curt München Rezension

Adam Cassidy (Liam Hemsworth) tut es trotzdem und beschließt aus Rache, das Spesenkonto besagten Chefs zu plündern und mit Freunden mächtig einen feiern zu gehen. 16.000 Dollar in einer Nacht, das ist doch mal was, vor allem, wenn man vorher schon böse verschuldet war. Bei Nicolas Wyatt (Gary Oldman), besagtem Ex-Chef, hält sich die Begeisterung über den plötzlichen finanziellen Verlust aus verständlichen Gründen in Grenzen. Aber als erfolgreicher Konzernchef weiß Wyatt, auch aus solchen Widrigkeiten Profit zu schlagen, denn er stellt Adam vor die Wahl: Entweder schnüffelt er bei Wyatts früherem Mentor und härtesten Konkurrenten Jock Goddard (Harrison Ford) herum und findet heraus, was dessen streng geheime Neuentwicklung so kann. Oder er darf sich die nächsten Jahre die Welt durch Gitterstäbe anschauen. Dass Adam für seinen kleinen Dienst auch noch eine tolle Wohnung und Geld ohne Ende erhalten soll, macht die Entscheidung nicht unbedingt schwierig.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ein ambitionierter junger Mann, der sich mit Konzernen anlegt und am Ende erkennt, dass Karriere und Geld nicht alles ist – für einen solchen Plot braucht es nicht sonderlich viel Kreativität. Dem geneigten Thrillerfan scheint das aber zu reichen, denn in den USA wurde „Paranoia“ von Joseph Finder zum Bestseller. Doch das mag daran gelegen haben, dass der Roman deutlich mehr Platz hatte, seine Themen zu vertiefen. In der Verfilmung von Robert Luketic („Natürlich blond“, „21“) blieb davon nicht viel übrig. Adams schwierige Beziehung zu seinem Vater wird beispielsweise komplett über Bord geworfen, hier ist das Familienoberhaupt ein gutherziger Mensch, ein einfacher, dafür bewundernswerter aufrechter Mann.

Natürlich sind Kürzungen und Vereinfachungen bei filmischen Adaptionen legitim, oft sogar notwendig. Bei „Paranoia – Riskantes Spiel“ führte das jedoch dazu, dass der Film einfach zu glatt wurde. Das ist vor allem bei Adam störend. Der sollte eigentlich Sympathieträger des Films sein. Wenn seine Rolle aber nicht über eine Schaufensterpuppe hinausragt – Liam Hemsworth sieht nun mal eher nach Footballer aus, weniger nach Techniknerd –, fällt es etwas schwer, an seinem Schicksal teilzuhaben und mitzufiebern. Und Letzteres ist eine wichtige Voraussetzung für einen Thriller, die Anspannung, was mit unserem Helden passieren mag, ob er aus dem Schlamassel wieder herausfindet. Wenn einen das nicht interessiert, ist Spannung in dem Genre nur sehr schwer aufzubauen. Da helfen auch keine aufgesetzten Verfolgungsjagden mehr.

Paranoia DVD curt München Rezension

Dass der Nervenkitzel fehlt, liegt aber auch an den fehlenden Wendungen. Spionage und Intrigen geben wunderbare Vorlagen für ausgiebiges Nägelkauen ab, gesetzt den Fall, man weiß nicht, was als Nächstes passieren wird. Und das ist hier der Fall, denn „Paranoia – Riskantes Spiel“ orientiert sich doch sehr an Klischees. Sicher, wirklich was falsch macht man damit nicht und das gilt dann auch für den Film insgesamt. Aber es drängt sich einem dann doch die Frage auf: Braucht es das? Gibt es einen Grund, sich den Streifen anzuschauen? Hier wäre der wohl noch am ehesten der Auftritt der beiden Altstars Harrison Ford und Gary Oldman. Wenn die beiden aufeinandertreffen, dann ist das fast schon per Definition interessant. Und die stylischen Bilder sind ebenfalls hübsch anzusehen. Man darf nur nicht auf die Idee kommen, hinter der hübschen Fassade nachzuschauen, sonst bleibt man am Ende genauso desillusioniert zurück wie Adam selbst.

Fazit: Zu viele Klischees, zu flache Figuren, zu wenig Wendungen – die Romanverfilmung „Paranoia – Riskantes Spiel“ krankt daran, dass hinter der hübschen Fassade zu wenig kommt. Daran können auch die Altstars nur wenig ändern.

TEXT: Oliver Armknecht