Stafford Weiss (John Cusack) hat derzeit wirklich alle Hände voll zu tun. Nicht nur dass sein 13-jähriger Sohn Benjie (Evan Bird) nach einem längeren Entzug mit der Fortsetzung der Komödie „Bad Babysitter“ zurück auf die Erfolgsspur will, als Psychotherapeut muss er sich auch um eine Reihe erwachsener Schauspieler kümmern.
Eine davon, Havana (Julianne Moore), sehnt sich ebenfalls nach einem Comeback und hat dafür bereits ein Projekt im Auge. Pikant daran: Bei „Stolen Waters“ handelt es sich um ein Remake, Havana möchte ausgerechnet die Rolle spielen, die ihre Mutter (Sarah Gadon) seinerzeit verkörperte und unter deren Misshandlungen Havana bis heute leidet. Ein Glück, dass der Hollywood-Star seit Kurzem eine neue Assistentin hat: Agatha (Mia Wasikowska) ist ruhig, fügsam, hat am ganzen Körper Verbrennungen und ihre eigenen Gründe, warum sie plötzlich in der Traumfabrik auftaucht.
Lange hat der berüchtigte kanadische Regisseur David Cronenberg darum kämpfen müssen, „Maps to the Stars“ umsetzen zu können. Ein wirkliches Wunder ist das nicht: Böse, richtig böse wird hier über Hollywood hergezogen, Klischees bis zur Schmerzgrenze übersteigert, Gift und Galle gespuckt. Das geht so weit, dass man hier nur selten das Gefühl hat, Menschen zuzuschauen, sondern mehr einer Ansammlung von Neurosen, Obsessionen und seelischer Abgründe. Lediglich der von Robert Pattinson mit angenehmer Zurückhaltung gespielte Chauffeur Jerome, der selbst von einer Karriere als Schauspieler träumt, bleibt hier als Charakter nachvollziehbar. Der Rest? Wurde von der Filmmaschinerie und den eigenen Erfolgen bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.
Unterhaltsam ist das, oft auch eine faszinierende Erfahrung, die man so rasch nicht wieder vergessen wird. Ob nun Julianne Moore als hysterische Diva, John Cusack als aalglatter Therapeut oder die mit Verbrennungen versehene Mia Wasikowska, sie alle zeigen viel Mut zur Hässlichkeit und Selbstdemontage. Selbst Evan Bird in seiner Rolle als Kinderstar liefert den Beweis, dass man Kinder sehr wohl abscheulich finden darf. Gleichzeitig ist das aber so übertrieben, dass man kaum Anteilnahme an den Figuren zeigen mag.
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Wäre „Maps to the Stars“ eine reine Satire, die schrille Oberflächlichkeit würde kaum weiter stören. Doch immer wieder drängt sich der Eindruck auf, dass der Film mehr sein will als das. Dass es gar nicht zwangsweise um Hollywood geht, sondern um das Zwischenmenschliche. Um kaputte Familien. Um Träume, die immer weiter verzerren und mutieren, bis am Ende nur eine bizarre Hülle übrig bleibt. Das jedoch ist weniger effektiv bei einem Film, der unentschlossen zwischen Drama und Satire hin und her wandelt, später auch dem Horrorgenre einen Besuch abstattet. Von dem man bis zum Schluss gar nicht weiß, was er eigentlich will. Doch trotz des nicht immer ganz befriedigenden Inhalts, dürfen sich Liebhaber der Abgründigkeit darüber freuen, dass Cronenberg sein Langzeitprojekt doch noch abschließen konnte.
Fazit: Hollywood, der Ort der Träume? Nicht in „Maps to the Stars“, wo Hoffnungen und Sehnsüchte verstümmelt und zu hässlichen Abbildern ihrer Selbst werden. Manchmal ist der Film aufgrund seiner Unentschlossenheit etwas unbefriedigend, insgesamt fasziniert jedoch der Blick in die bizarren Abgründe der Stars.
Wertung: 7 von 10
Regie: David Cronenberg // Darsteller: Julianne Moore, Mia Wasikowska, John Cusack, Olivia Williams, Evan Bird, Robert Pattinson, Sarah Gadon // VÖ: 3. März 2015