DVD Spuren Rezension curt München

Auf DVD/Blu-ray: Spuren

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Es hört sich nach Wahnsinn an, was Robyn Davidson (Mia Wasikowska) da vor hat, vielleicht auch nach Todessehnsucht: einmal durch die westliche Wüste Australiens wandern, 3.200 Kilometer lang, allein.

Dass die 24-Jährige keinerlei Erfahrung hat, nicht einmal das Geld für die Ausrüstung, hält sie ebenso wenig ab wie die Überredungsversuche von Freunden und Familie. Mehrere Monate arbeitet sie für einen Kamelhändler, um die Tiere besser kennenzulernen und zu trainieren. Und auch für das finanzielle Problem findet sie eine Lösung: Sie schreibt für das berühmte „National Geographic“-Magazin einen Reisebericht und willigt zudem ein, dass Fotograf Rick Smolan (Adam Driver) unterwegs vereinzelt Aufnahmen von ihr macht. Doch die meiste Zeit über wird sie tatsächlich auf sich gestellt sein, begleitet nur von ihrem Hund und vier Kamelen.

DVD Spuren Rezension curt München

Als sich Davidson 1977 auf den langen Weg machte, dann auch um dem Trubel der Welt zu entkommen, dem Überfluss, der Enge. Aber schon während der Reise zeigte sich, dass das nicht ganz so einfach ist. Immer wieder wurde sie unterwegs von Touristen oder Journalisten heimgesucht, die unbedingt die zur Berühmtheit aufgestiegene „Camel Lady“ treffen wollten. Am Ende schrieb sie nicht nur den vereinbarten Artikel, sondern auch das Buch „Tracks“, der zum Bestseller wurde und die Grundlage für den Film lieferte.

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Während diese unfreiwilligen Begegnungen fast schon etwas Komisches haben, wird der Konflikt zwischen ihrer Sehnsucht nach Ursprünglichkeit und der Allgegenwärtigkeit der Zivilisation nirgends deutlicher als in der komplizierten Beziehung zwischen Davidson und Smolan. Sie ist mürrisch, eigensinnig und so gar nicht angetan von dem allzu enthusiastischen Fotografen. Und doch ist der fast kindliche wirkende Mann deutlich pragmatischer als die etwas naive Weltenflüchterin, die unnachgiebig an ihrem Traum festhält, sich aber nicht mit unromantischen Details wie Wassermangel oder gefährlichen Tiere befassen mag.

Überhaupt sind es die Begegnungen, die das Profil von Davidson hier schärfen: Tiere, Aborigines, Aussteiger, aber eben auch ihre Anhänger und Smolan. Erweitert wird das Angebot noch durch Flashbacks, die mehr über das Vorleben der Abenteuerin erzählen. Wirklich notwendig wären die jedoch nicht gewesen, denn sie haben meist nichts mit den aktuellen Geschehnissen zu tun, zerstören zudem ein wenig das Gefühl, mittendrin zu sein.

DVD Spuren Rezension curt München

Denn dieses ist an anderen Stellen sehr stark: „Spuren“ bietet wunderbar raue, teils gespenstisch schöne Landschaftsaufnahmen, in denen man sich als Zuschauer schnell und gern verliert. Die Handlung ist dagegen überschaubar, abgesehen von einigen dramatischeren Momenten entschied sich Regisseur John Curran für ein ruhiges, fast meditatives Drama. Sehenswert ist hier neben der Umgebung aber auch wieder einmal Mia Wasikowska. Die australische Schauspielerin verkörpert nuanciert die junge Frau, die auf der Suche nach sich selbst nicht nur mit der Welt um sie herum, sondern auch mit ihren inneren Widersprüchen zu kämpfen hat.

Fazit: Die Buchverfilmung „Spuren“ erzählt die reale Geschichte einer jungen Frau, die allein die Wüste Australiens durchquerte. Sehr ereignisreich ist das nicht, für viele wird der Film zu ruhig sein. Der Rest darf sich aber auf wunderbare Landschaftsaufnahmen und eine stark spielende Hauptdarstellerin freuen.

Wertung: 8 von 10


Regie: John Curran // Darsteller: Mia Wasikowska, Adam Driver // VÖ: 28. Oktober 2014