Blixa Bargeld und seine Einstürzenden Neubauten vertonen im Gedenkjahr den Ersten Weltkrieg.
100 Jahre ist sie her: die Urkatastrophe Europas. 100 Jahre, die Deutschlands gefeierte Krach-Macher zum Anlass nehmen, sich ans Werk zu machen und mit ihrem Neuling „Lament“ und einer ganz eigenen Auseinandersetzung auf das Jahrhundertereignis zu überraschen. Eine Tour steht ins Haus und am 16. November grollt das experimentelle Stahlgewitter dann auch durch die Münchner Muffathalle.
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Zugegeben, ein Konzept-Album über den Ersten Weltkrieg hätte man von den Noise-Heroen aus Berlin nicht zwingend erwartet, logisch ist es dennoch. Im Kitsch-Gewitter, das anlässlich des Gedenkens an die Opfer in sämtlichen Medien und in viel Tränendrüsen-Watte gepackt unermüdlich auf uns abregnet, verspricht das neue Werk der Neubauten eine höchst spannende Verarbeitung des Stoffs. Wer die DIY-Attitüde und die mannsgroßen, gar monströsen Metall-Instrumente der Band kennt, weiß, dass der Sprung nicht weit war.
Sieben Jahre, nachdem „alles wieder offen“ war, holt sich die Band sämtliches Material des Lautarchivs der Humboldt-Universität sowie einige Historika des Dresdner Militärhistorischen Museums ins Studio und beginnt an einer Sound-Collage zu feilen, die die Katastrophe des Kontinents in völlig verschiedenen Facetten einfangen soll. Songs der Zeit, Samples und Sprachaufnahmen wurden von den vier Klang-Experten durch den Fleischwolf gedreht und sogar einen Monolog eines Gefallenen ließ Bargeld aus der eigenen Feder triefen:
„Wenn man über Tod singt, singt man immer auch über den eigenen Tod, das ist ganz einfach.“
Doch wie die Band verrät, handelt sich vielmehr um eine fein skizzierte Studiokonstruktion, die live gehört werden will, und eher weniger um ein richtiges Studioalbum. Symbolisch auch, dass die Uraufführung an historischer Stätte im belgischen Diksmuide stattfinden wird.
Mit der Arbeit am Album will man auch als Band dazugelernt haben. Der Anspruch, etwas nicht Langweiliges auf das Publikum loszulassen, steht jedoch nach wie vor im Vordergrund. Und langweilig wird es mit den Einstürzenden Neubauten zwischen Hornbach-Werbung, wildem Percussion-Feuerwerk und Nostalgie auf die 80er und die Geburt des Industrials in Deutschland garantiert nie.
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Es bleibt abzuwarten, wie Album und die bevorstehende November-Tour von Fans und Kritikern aufgenommen werden und was sich die Herren hierfür haben einfallen lassen. Vermutlich wird es jedoch zu einer gänzlich anderen Stimmung kommen als noch vor ein paar Jahren. Damals schlugen Blixa und Co. mit ihrer Werksschau an gleich zwei Abenden sowohl leise als auch überlaute Töne an – Altbekanntes, selten Gehörtes und immer etwas Neues. Und das, so die Einstürzenden Neubauten, sei ja gerade das Schöne an ihnen. Überzeugen können wird man sich am 16. November in der Muffathalle. Und bleibenden Eindruck werden sie hinterlassen, wenn sie diesmal ganz Europa zum Einsturz bringen.
Wir haben 3×2 Freitickets für euch! Die Glücksfee wartet also sehnsüchtig auf eure Post, will aber auch wissen, warum wir gerade dich mitnehmen sollen > Betreff „Lament“ an willhaben@curt.de.
Unsere Fee hat ihr Portionen Glück gerecht verteilt, die Gewinner wurden informiert.
curt präsentiert: Einstürzende Neubauten – Lament // 16. November // 20.30 Uhr // Muffathalle // VVK 33 Euro zzgl. Gebühren // AK 40 Euro