Gregor McEwan

Gehört: Gregor McEwan – „Much Ado About Loving“

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Wonach könnte der Name Hagen Siems klingen … Ein Sparkassenmitarbeiter vielleicht? Installateur? Keine Ahnung, nach einer Sache aber sicher nicht: Rockmusiker. Das sah wohl auch der Betroffene selbst so und gab sich daher selbst den Namen Gregor McEwan. Damit passt man schon besser ins Showgeschäft und weckt sicher nicht unbewusst Assoziationen an Ewan McGregor. Der ist zwar in erster Linie als Schauspieler bekannt, durfte aber auch selbst schon mehrfach sein Sangestalent unter Beweis stellen. Also sicher nicht die schlechteste Inspirationsquelle.

Nun sind Namen aber bekanntlich Schall und Rauch und die Frage ist: Was macht sein „Namensvetter“ so genau? Antwort: von allem ein bisschen. Der Titel „Much Ado About Loving“ kündigt es schon an, beim zweiten Album des Berliners dreht sich alles um große Gefühle. Daran ließ auch Vorabsingle „Oh Daddy“ keinen Zweifel, bei dem der gebürtige Halterner das Familienalbum auspackt.

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Ähnlich gefühlvoll geht es beim ersten der zwölf Lieder zu: In „First Leg“ schlüpft der Troubadour in die Rolle eines Mannes, dem eine Liebe so richtig mächtig den Kopf verdreht hat.

„Like a fish in a bowl I’m swimming around
Won’t find my way, can’t hear a sound
And I can’t let go of your love and your hand“

Sicher ist das schon recht nahe am Kitsch, zumindest am Anfang aber eigentlich ganz schön. Später ergibt sich Gregor McEwan aber in Brunftschreien, wodurch das Lied ein bisschen arg dramatisch wird. Außerdem zeigt er zum Ende mit einem fröhlichen „Do-Do-Do“ einen ärgerlichen Hang, seine Lieder unnötig zu überfrachten. Schlimmstes Beispiel dafür ist „Manners Make the Man“, bei dem ernsthaft ein Kinderchor zum Einsatz kommt.

An anderer Stelle versucht er sich als Rocker („Postcards and Polaroids“), die Schunkelnummer „Silver and Gold“ hätte musikalisch und stimmlich auch zu Coldplay gepasst. Auf der einen Seite ist es schön, dass hier versucht wurde, etwas Abwechslung reinzubringen. Nur beschleicht einen das Gefühl, dass man den Erfolg vielleicht ein bisschen zu sehr wollte und entsprechend versucht hat, für jeden was im Programm zu haben. Dadurch wirkt „Much Ado About Loving“ zu beliebig, ohne eine wirkliche Identität.

Umso überraschender, dass ausgerechnet das Titellied ein Höhepunkt ist. Der Poprocker ist zwar wie der Rest des Albums ein wenig altmodisch, hebt sich aber durch einen schmissigen Refrain hervor. Vor allem zeigt Gregor hier, das er sogar über Humor verfügt.

„If you’re leaving me well I don’t care
Cause you stole my heart
I stole your underwear“

Mehr davon hätte dem Album gut getan, um nicht in tragenden Herzschmerznummern wie „Joanna“ oder „Everything to me“ zu ertrinken. Vielleicht schafft es Gregor McEwan ja beim nächsten Mal, sich nicht ganz so sehr der Ergriffenheit hinzugeben und ein bisschen mehr Kante zu zeigen. Passabel ist „Much Ado About Loving“ auch so, gesetzt den Fall, man hört bevorzugt Musik zum Schwärmen und Schmachten.

TEXT: Oliver Armknecht