Schon erstaunlich, dass mit END schon wieder eine sehr hörenswerte Band aus Basel die Zollgrenze überschritten hat und Deutschland mit einer neuen und eigenwilligen Indie-Alternativ-Punk-Psychedelisch-Trance-Popmusik beglückt.
Am 10. November 2014 spielten END zusammen mit Boxer Rebellion im Atomic Café. curt war dabei und hatte Gelegenheit, mit Thomas Breitenstein, dem Keyboarder von END (Foto: 2.v.l.), einige Fragen zu erörtern, die dem geneigten Hörer ihres großartigen Albums „People of the Stream’s Mouth“ durch den Kopf spuken könnten.
Warum heißt ihr END? Im Album-Beipackzettel stehen eure Namen, die nicht Emil-Norbert-Dietmar lauten.
Das geht sich nicht aus bei fünf Bandmitgliedern. Aber die Bandnamensfindung war vor meiner Zeit, denn die Band gibt es eigentlich schon zehn Jahre. Die Legende geht so: Es gab viele Namensvorschläge und man konnte sich nicht entscheiden. Dann dachte man, man müsse dem ganzen ein ENDe setzen. Und das war es.
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Was ist mit dem Song „Alaska“? Hat tatsächlich mal einer von euch dort gelebt oder ist dort geboren?
Nein, es war noch keiner von uns in Alaska. Aber unser Sänger Luca Daniel hat einen ziemlich starken Bezug zu Alaska. Der hat sehr, sehr viele Dokus gesehen. Und es hängt auch mit dem Albumtitel „People of the Stream’s Mouth“ zusammen. Stream’s Mouth ist eigentlich ein kleiner Ort in Alaska, Paimiut Slough, wo nur zwei Leute leben.
Im Text kommt ein „Wise Man“ vor, der immer anruft. Klingt ein bisschen wie der Film Mothman? Steckt da eine Geschichte dahinter?
In dem Text geht es um den Rückzug aus unserer beschleunigten Gesellschaft in eine Parallelwelt. In eine Traumwelt. „Alaska“ steht symbolisch für diese andere Welt. In dem Song geht es um das Erwachen, das Aus-der-Traumwelt-Zurückkommen-Können.
Wir als Band erschaffen mit der Musik und den Videos einen Rückzugsort. Für uns selbst ist es schon der Probenraum, wo es kein Internet gibt, wo du dich völlig verlierst. Alles andere ist dann weg. Das ist die END-Welt. Sicher hast du die Symbole auf dem Album-Artwork gesehen. Das hat den Hintergrund, dass man in einer anderen Welt auch eine andere Kommunikation verwendet. Die Symbole stehen für die Songtitel und stellen die Kommunikation in der anderen Welt dar.
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Es war ja die Künstlerin Susanne Hartmann, die euer Logo und den Beipackzettel designt hat.
Ja, Susanne hat der Band eine Aufgabe gestellt. Jeder von uns musste zu jedem Song ein Symbol entwerfen. Wir mussten den Song darstellen. Mit Kreide, Pinsel oder irgend so was. Also gab es am Schluss zu jedem Song fünf Symbole, die Susanne dann zu einem vereint hat. Das finale Song-Symbol soll bildlich darstellen, wie sich die Songs für die Bandmitglieder anfühlen. Das war total lustig. Der Song lief und anfangs wusste keiner, was er da machen soll. Aber beim Zuhören war es dann ganz schnell klar.
Basel scheint eine Hochburg der Musik und der darstellenden Kunst zu sein. Auch filmisch, Videos und so.
Das stimmt. Und es ist auch ein Anliegen der Band, neben Artwork den künstlerischen Aspekt visuell zu vertreten. Unser Schlagzeuger Raphael ist Künstler. Sogar Master of Arts. Licht ist für uns auch ein großes Thema. Alles zusammen der END-Kosmos.
Eure Texte klingen nach Freiheitsdrang und dem Buch „1984“. Zwänge der technisierten Gesellschaft … Steckt eine Philosophie dahinter, eine Message?
Nein, eigentlich nicht. Jeder hat seine eigene Rückzugswelt. Es ist schön zu sehen, was andere Menschen mit unserer Vorlage anfangen.
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Das Schlagzeug klingt sehr auffällig in den Songs. Mal tribal, mal militärisch, mal floating. Überhaupt ist da ein breites Spektrum zwischen Punk und Psychedelisch.
Wir sind ja fünf, die aus verschiedenen musikalischen Sparten kommen. Die Musik schreiben wir zusammen, sie entsteht nicht im Kopf von einem Einzelnen. Der Gitarrist hat in einer Punkband gespielt, der andere hört gern Hiphop, für den dritten ist Radiohead das Größte. Ich komme aus der elektronischen Ecke. Das ergibt dann eine Diversität.
Vielen Dank für das Interview und die wunderbare Musik.