The Residents machen am 15. Mai Halt im Ampere und feiern dort mit der spektakulären „Wonder-of-Weird-Tour“ ihr 40-jähriges Jubiläum. Das sind vier Dekaden unerschöpflicher Kreativität, wobei der legendäre bayerische Musikologe N. Senada die Band aus San Francisco wesentlich beeinflusste: „Künstler arbeiten am authentischsten, wenn sie so weit wie möglich im Verborgenen bleiben; mit einem Minimum an Resonanz von jedweder Art von Publikum.“
Schon auf ihrem ersten Album „Meet The Residents“ zeigten die bis heute anonymen Künstler, wohin die Reise gehen wird: Da wurde mit kindlicher Freude und einer enormen Vielzahl von zum Teil selbstgebastelten oder aus Spielwarenläden entwendeten Instrumenten die Musikgenres von Rock über Jazz bis hin zu Klassik geplündert und demoliert. Mit der Dekonstruktion der Mythen der Popkultur machten sie sich auf hintergründige Weise über diese lustig. Auf dem Cover des zweiten Albums zeigten sie den amerikanischen TV-Entertainer Dick Clark als SS-Offizier, der dem Publikum seinen Geschmack oktroyiert. „The Third Reich ’n’ Roll“ gilt mit seiner Parade von verfremdeten Hits als eines ihrer besten Alben und als Zumutung für jeden Top-10-Hörer.
Zwar haben The Residents den Nerd nicht erfunden, doch beschäftigen sie sich seit ihren Anfängen auch mit Computerkunst, benutzten 1982 einen C 64 für ihre Clips und hatten schon 1983 eine Mailbox als Kontaktmöglichkeit für Fans. Überhaupt schafften sie sich jede neue Generation von Aufnahmegeräten – von Vier-Spur-Tonbandgeräten bis hin zu digitalen Hard-Disc-Recordern – sofort an. Sie stellten das erste Musikvideo der Geschichte her und ihre avantgardistischen Trickfilme gehörten bei der Gründung von MTV zum Standard-Repertoire.
Während andere Musiker ihre multi-mediale Kreativität beweisen, wenn sie auf einer CD-ROM einen „Hidden-track“ oder ein Video unterbringen (lassen), entwickelten The Residents schon 1991 eine komplex aufgebaute Multimedia-CD („Freak Show“), die 1995 zu einem Abenteuerspiel (Bad Day on the Midway) mutierte, in deren Jahrmarkt-Szenerie man durch die Köpfe und Habseligkeiten der zur Schau gestellten Freaks wandert und so die ohnehin schon komplexe Gesellschaft aus verschiedenen Perspektiven betrachten kann.
So sind die unbekannten Musiker ganz bescheiden und wahrhaftig echte Freaks, Pioniere und Avantgardisten, deren Live-Shows legendäre Ereignisse sind. The Residents präsentieren jetzt ein spektakuläres neues Programm, das die Vielfalt ihrer gesamten Karriere widerspiegelt: Sex, shrugs and anti-rock ’n’ roll – it’s all there in The Residents’ „Wonder of Weird 40th Anniversary Tour“.
TEXT: Klaus Josberger